Corona-Trends

Wie die Pandemie unser Essverhalten verändert

Während einige in der Pandemie-Zeit vermehrt zu Obst und Gemüse griffen, suchten andere durch Alkohol und Fast Food eine Flucht aus ihrem Alltag.
22. Juni 2021
Home-Workouts, vitaminreiche Ernährung und ein nachhaltiger Lebensstil – die Corona-Pandemie gab vielen Menschen eine Chance, ihr Gesundheitsbewusstsein zu stärken. Der veränderte Alltag brachte aber auch neue Herausforderungen für die mentale und körperliche Gesundheit.

2020: Anfang des Jahres sorgten wir uns noch um die angespannte Lage zwischen den USA und dem Iran, weiter nördlich trennte sich Großbritannien nach langen Verhandlungen von der Europäischen Union. Überschattet wurde das vergangene Jahr jedoch vor allem von einer etwa 100 Nanometer kleinen Gefahr: dem Corona-Virus. Während Klopapier und Desinfektionsmittel zu knappen Gütern wurden und Hamsterkäufe die Wirtschaft forderten, veränderte sich bei vielen Menschen ihr Alltag und ihre Ernährung.

Geschäfte waren geschlossen, Ausgangssperren in Kraft gesetzt und das Home-Office wurde zum neuen Arbeitsplatz. Schon durch den ersten Lockdown im April 2020 hatten viele Menschen mehr Zeit, um frisch zu kochen. Auch in den folgenden Monaten wurde dieser Trend beibehalten. Dies bestätigt der jährliche Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Bei vielen Personen stieg das Gesundheitsbewusstsein im Laufe der Pandemie. Obst und Gemüse standen häufiger auf dem Speiseplan und es wurde dabei auch vermehrt auf Regionalität und Nachhaltigkeit geachtet. Außerdem gewannen Tier- und Klimaschutz an Bedeutung. Das belegt auch die Zahl der Vegetarier*innen und Veganer*innen, die sich laut dem Ernährungsreport innerhalb eines Jahres verdoppelte. Insbesondere bei den 14- bis 29-Jährigen zeichnete sich dieser Trend ab.

Dickmacher Pandemie?

Doch für einige Menschen war Corona vor allem eins: eine psychische Belastung. „Die Pandemie wirkt oft als Stressfaktor“, erklärt Diplom-Psychologin und Ernährungswissenschaftlerin Annette Vollmann. Betroffene können zum Beispiel Kontrollverlust erleben, weil sie sich in ihrer Entscheidungs- und Bewegungsfreiheit eingeschränkt fühlen. Dies kann die Essgewohnheiten negativ beeinflussen. „Essen ist das erste Beruhigungsmittel, das wir als Säuglinge erfahren. Süßigkeiten, Fast Food und Snacks können darum beruhigend auf uns wirken, indem sie kurzfristig Bedürfnisse befriedigen und positive Gefühle hervorrufen“, so Vollmann. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass gerade in solchen unsicheren Zeiten der Verzehr süßer und fettiger Speisen um drei Prozent gestiegen ist.

„Essen ist das erste Beruhigungsmittel, das wir als Säuglinge erfahren.“

Annette Vollmann, Psychologin und Ernährungswissenschaftlerin

Der übermäßige Konsum kann jedoch zu Übergewicht bis hin zu Adipositas führen. Diese extreme Form der Fettleibigkeit begünstigt laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung. In den Monaten April bis August 2020 stieg das mittlere Körpergewicht der deutschen Bevölkerung um etwa ein Kilogramm an. Dieses lag laut dem RKI in den vergleichbaren Vorjahresmonaten noch bei 77,1 Kilogramm. Gründe dafür können unter anderem die fehlende Alltagsbewegung und die ständige Anwesenheit von Lebensmitteln in nächster Nähe sein.

Neben dem alltäglichen Weg zur Arbeit fielen auch sportliche Aktivitäten aus: Sportstätten hatten geschlossen und das gemeinsame Training war für den Freizeitsport verboten. Die einzigen Alternativen waren Joggen gehen oder Home-Workouts, wofür sich allerdings nicht jede*r begeistern konnte. So nahm laut einer dreiteiligen Befragung der Universität Göttingen die sportliche Betätigung im Zeitraum von April bis November 2020 leicht ab.

Veränderungen zeigten sich auch im Alkoholkonsum. Laut einer Online-Befragung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg verzehrten rund 20 Prozent der Deutschen mehr alkoholische Getränke. Dies kann ebenfalls mit psychischen Faktoren zusammenhängen. Durch die fehlende Tagesstruktur in der Pandemie-Zeit werde Alkohol schon eher am Tag getrunken. „Alkohol wird konsumiert, um Probleme zu bewältigen, die Realität nicht wahrzunehmen und einen Rauschzustand zu erleben“, so Vollmann. Laut einer weltweiten Umfrage des Global Drug Surveys tranken auch sieben Prozent von über 55.000 Befragten häufiger allein.

Was können wir aus der Pandemie mitnehmen?

Corona war, ist und bleibt für alle eine Herausforderung. Menschen sind mit dieser unterschiedlich umgegangen, Gewohnheiten wurden auf die Probe gestellt – und Not macht bekanntlich erfinderisch: So entstanden Trends wie die Feta-Pasta oder das gemeinsame Spazierengehen.
Mittlerweile fallen die Infektionszahlen und theoretisch darf seit dem 7. Juni jede*r den Ärmel für die Corona-Impfung hochkrempeln – ein Ende der Pandemie ist also in Sicht. Spannend bleibt, welche Trends und Essgewohnheiten auch nach Corona beibehalten werden. Tipps, wie ihr diese Übergangsphase gut bewältigen könnt, erhaltet ihr im folgenden Video.

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