Fleisch von morgen

Laborfleisch, ein Retter für unser Klima?

Von der Landwirtschaft ins Labor
17. Jan. 2021
Die Tierhaltung und Produktion von konventionellem Fleisch in der Massentierzüchtung tragen ihren Teil zur Erderwärmung und der Klimakrise bei. Hilft uns Fleisch aus dem Labor dabei, den Klimawandel aufzuhalten?
Um den Inhalt anzuzeigen müssen Sie zuvor der Nutzung von Marketing Cookies zustimmen.

Bis 2030 soll der Ausstoß von Treibhausgasen um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 gesenkt werden, beschloss der EU-Gipfel vergangenes Jahr in Brüssel. Um dieses Ziel zu erreichen, muss vor allem der Ausstoß von Kohlendioxid sinken. Unter anderem entsteht diese Verbindung bei der Produktion von „normalem“ Fleisch.

Ökobilanz:

Eine Ökobilanz erfasst die Auswirkungen eines Produkts auf die Umwelt und bemisst diese. Berücksichtigt werden dabei alle Abläufe von der Rohstoffgewinnung und Herstellung bis hin zur Entsorgung. Faktoren wie der damit verbundene Wasserverbrauch, sowie der Energieverbrauch bei der Produktion zählen mit dazu.

Mit einem Bestandteil von 15 Prozent trägt die Tierhaltung weltweit maßgeblich zu den Treibhausgasemissionen bei. Dabei entsteht der Ausstoß in diesem Bereich vor allem durch Kohlenstoffdioxid, der durch die Brandrodung von Wäldern für den Futtermittelanbau entsteht. Ebenso tragen Düngemittel, die zum Anbau der Futtermittel für die Tiere eingesetzt werden, zu den Emissionen bei. Der Methanausstoß der Tiere ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Die Emissionen könnten mit In-vitro Fleisch eingedämmt werden. Diese Alternative zu konventionellem Fleisch wird im Labor aus Muskelstammzellen eines Tieres gezüchtet. Aber wie unterscheidet sich die Menge an Emissionen von In-vitro und konventionellem Fleisch?

Um den Inhalt anzuzeigen müssen Sie zuvor der Nutzung von Marketing Cookies zustimmen.
Quelle: Bericht „Fleisch der Zukunft" des Umweltbundesamtes 2019. Das CO2-Äquivalent beschreibt die Auswirkungen einer chemischen Verbindung für unser Klima und dient dazu, verschiedene Substanzen miteinander vergleichen zu können.

„Die Idee hinter In-vitro Fleisch ist ein geringerer Wasserverbrauch, eine geringere Landnutzung und ein niedriger Ausstoß von Schadstoffen“, beschreibt Technikphilosophin und Kulturwissenschaftlerin Silvia Woll vom Karlsruher Institut für Technologie. Laut Bericht „Fleisch der Zukunft“ des Umweltbundesamtes schneidet In-vitro Fleisch beim Wasser- und Landverbrauch besser ab als konventionell hergestelltes Fleisch.

Derselbe Bericht sagt aber auch, dass bei der Produktion von In-vitro Fleisch viel mehr Energie verbraucht wird. Der meiste Strom wird für die industriellen Prozesse benötigt, sowie für die Belüftung, die Mischung und die Temperaturregulierung während der Kulturphase, in der das Laborfleisch gezüchtet wird. „In-vitro Fleisch ist ein technologischer Prozess und geht somit mit einem sehr viel höheren Stromverbrauch einher“, so Silvia Woll. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass der Energieverbrauch nicht-erneuerbarer Energien bei der Herstellung von 100 Gramm In-vitro Fleisch höher liegt als bei der Produktion von „natürlichem“ Geflügel. Andere Studien nehmen an, dass der Energieverbrauch sogar 35 Prozent höher ist als bei der Produktion von herkömmlichem Rindfleisch.

„Wir erhoffen uns durch In-vitro Fleisch eine starke Reduktion der Treibhausgas-Emissionen.“

Tierrechtsorganisation PETA

Die Treibhausgasemission von In-vitro Fleisch entstehen durch den Betrieb von Bioreaktoren sowie bei der Produktion der Nährmedien. Allerdings zeigt Umweltingenieurin Caroyln Mattick in einer Sensitivitätsanalyse, mit der die Empfindlichkeit der Rechenergebnisse geprüft wird, dass der Fußabdruck von Treibhausgasemissionen bei 25 Kilogramm CO2-Äquivalenten liegen könnte und somit deutlich über dem von Rindfleisch liegen würde. Andere vorgreifende Ökobilanzen, wie die von Wissenschaftler Sergiy Smetana am Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik, kalkulieren mit 2,3 Kilogramm CO2-Äquivalenten bei 100 Gramm In-vitro Fleisch. Die Ergebnisse variieren stark, was an den unterschiedlichen Ausgangsparametern der Forscher liegt.

Sichere Aussagen zu positiven Umweltauswirkungen von In-vitro Fleisch können noch nicht getroffen werden. Es handelt sich um eine vorgreifend berechnete Ökobilanz des In-vitro Fleischs, da es momentan nur zu Forschungszwecken gezüchtet wird und eine Produktion in großen Mengen noch nicht möglich ist.

„Endgültige Ökobilanzen kann man erst berechnen, wenn konkrete Produkte am Markt sind.“

Kurt Schmidinger, Lebensmittelwissenschaftler und Mitglied der Initiative Future Food

Die Studien, die in geringer Zahl vorhanden sind, dienen als Anhaltspunkt. Es ist nötig weiterzuforschen, um verlässliche Aussagen darüber zu treffen, wie die In-vitro Fleisch Produktion auf unser Klima wirkt.

Um den Inhalt anzuzeigen müssen Sie zuvor der Nutzung von Marketing Cookies zustimmen.