Fleisch von morgen

Wettlauf um den Labor-Burger

Mosa Meat präsentiert den ersten In-vitro Burger.
17. Jan. 2021
Steigende Weltbevölkerung, steigender CO2-Ausstoß, steigender Landverbrauch – eigentlich können wir es gar nicht mehr vertreten, Fleisch zu essen. Gibt es Alternativen? In-vitro Fleisch Start-Ups bieten neue Ansätze.
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„Der aktuelle Fleischkonsum verursacht einen katastrophalen Schaden an unserem Planeten“, beschreibt Mosa Meat den aktuellen Zustand der Ernährung auf der Welt. Das will die Firma mit ihrem Lebensmittel ändern. Dabei dreht es sich um In-vitro Fleisch, das auch als kultiviertes Fleisch oder Kunstfleisch bekannt ist. Durch Fortschritte in der Zellkulturtechnik und bei Gewebezüchtungen können Fleisch und Fisch in der Petrischale gezüchtet werden. Somit wäre In-vitro Fleisch eine ideale Alternative zu herkömmlichem Fleisch. Aber ist In-vitro Fleisch wirklich die bessere Wahl? Welche Unternehmen konkurrieren zurzeit um Zulassungen von kultiviertem Fleisch? Wie ist die Ökobilanz von In-vitro Fleisch und können wir uns in Zukunft vorstellen, Fleisch aus dem Labor zu konsumieren? Um diese Fragen geht es in unserer dreiteiligen Serie. Wir beginnen mit einem Überblick über die Start-Up-Firmen.

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| Quelle: Quarks WDR

Mosa Meat

2013 stellte Mosa Meat den ersten Burger aus Labor-Fleisch vor. Damals kostete er 250.000 Euro. Mittlerweile konnte das Start-Up den Preis auf neun Euro reduzieren. 2020 investierten in einer weiteren Investitionsrunde verschiedene Investoren zusammen bis zu 55 Millionen US-Dollar. Darunter war neben dem in Luxemburg ansässigen Fonds Blue Horizont Venture, M Vetures, ein Tochterunternehmen des Pharmakonzerns Merck, und Sergey Brin, einer der Google-Gründer. Das vorläufige Unternehmensziel von Mosa Meat ist momentan, die Produktionskapazitäten zu erhöhen und in den nächsten drei bis vier Jahren ihre Produkte auf den Markt zu bringen.

Aleph Farms

Das isrealische Start-Up Aleph Farms setzt auf die 3D-Technologie in der Herstellung ihres In-vitro Steaks. Dieser Herstellungsprozess dauere drei bis vier Wochen, sagt die Firma. Aleph Meat möchte ebenso wie Mosa Meat in den nächsten Jahren ein marktreifes Produkt liefern.

Memphis Meat

Das Unternehmen Memphis Meat, ansässig in Kalifornien, USA, brachte im Januar 2016 das erste In-vitro Fleischbällchen ins Rennen. Das von dem Kardiologen Uma Valeti und dem Zellbiologen Nicholas Genovese 2015 gegründete Unternehmen entwickelt mittlerweile kultivierte Chicken Nuggets, Rindfleischbällchen und auch Entenfleisch. Auch dieses Start-Up erhielt im Januar 2020 eine Investitionsspritze von 161 Millionen US-Dollar von Investoren wie beispielsweise Bill Gates, dem Unternehmer Richard Branson, den Lebens- und Futtermittelherstellern Cargill und Tyson. Momentan ist das angestrebte Ziel des Start-Ups eine Pilot Produktionsfabrik aufzubauen. Nach eigener Angabe sind sie auch noch vorsichtig ihr Produkt zu schnell auf den Markt zu bringen, weil bei Problemen des In-vitro Fleischs der gesamte Industriezweig Schaden nehmen könnte.

Deutsche Start-Ups

Auch in Deutschland entstehen einige Start-Ups im In-vitro Fleisch Bereich. Sie stehen zwar im internationalen Vergleich erst am Anfang, aber Peace of Meat, alife foods, und Innocent Meat kämpfen ebenfalls um einen Platz auf dem Esstisch der Verbraucher. Die größten Herausforderungen der Branche bleiben jedoch die noch vergleichsweise sehr hohen Preise des In-vitro Fleisches und die geringen Produktionskapazitäten der Start-Ups.

Erste Zulassung

Singapur erteilte als erstes Land weltweit eine Zulassung für das Hähnchenfleisch von Eat Just. Dort kann man es heute in Restaurants auf der Speisekarte finden. Dennoch besteht dieses Fleischprodukt nur zu einem kleinen Teil aus In-vitro Fleisch und vermehrt aus pflanzlichen Proteinen. Somit muss immer noch eine Lösung für die hohen Preise der Produkte gefunden werden, wenn In-vitro Fleisch für viele Menschen eine Alternative zu herkömmlichem Fleisch sein soll.

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| Quelle: Mosa Meat, Memphis Meat, Aleph Farms


Schwierigkeiten?

In jedes genannte Start-Up investieren Geldgeber hohe Summen, weil sie die Innovation von kultiviertem Fleisch für zukunftsfähig halten. Das erzeugt Druck, möglichst schnell ein für die internationale Bevölkerung konsumierbares Produkt zu schaffen. Wenn die Erwartungen so hoch sind, können Fehler passieren oder auch leere Versprechen gegeben werden, wie das Beispiel des Biotech-Start-Ups Theranos zeigt. Investoren in ein Medizin-Produkt investiert, das nicht so funktionierte, wie der Vorstand des Unternehmens es beschrieb. So verloren viele Anleger ihr Geld und die Chefs des Unternehmens wurde des Betrugs angeklagt. Solche Unternehmensumgebungen mit hohem Kapitaleinsatz können also zur Stolperfalle werden.

Des Weiteren gilt es abzuwarten, ob die weltweite Bevölkerung das In-vitro Fleisch der Start-Ups überhaupt konsumieren würde. Momentan sind laut Umfrage des Technikradars nur ungefähr zwei Drittel der Deutschen bereit, kultiviertes Fleisch zu essen. Scheitern die In-vitro Fleisch Unternehmen am Ende nicht an der Herstellung ihres Produkts, sondern an dessen Nachfrage bei den Menschen? Das klären wir im dritten Beitrag unserer Serie. Im zweiten besprechen wir zuvor, wie nachhaltig das Laborfleisch ist.

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