Musik

Spieglein, Spieglein in der Hand…

Was ist dir über meinen Charakter bekannt?
03. Dez. 2021
Wusstest du schon, dass du neben der Frontkamera auf deinem Smartphone noch einen zweiten Spiegel in deiner Hosentasche mit dir trägst? Im Gegensatz zur Frontkamera blickt dieser in dein Inneres hinein. Wahrscheinlich ahnst du es noch nicht... Es ist deine Musikmediathek.

Du hörst, also bist du.

Kann es sein, dass du ein bestimmtes Musikgenre am liebsten hörst und dafür mit anderen Genres eher weniger anzufangen weißt? Hierbei spielen deine Charaktereigenschaften eine entscheidende Rolle, wie Forscher*innen der Universität von Cambridge im Jahre 2016 herausfanden. Umgekehrt sagt dein Musikgeschmack auch etwas über deinen Charakter aus.

Team Empathiser oder Team Systemiser?

David Greenberg, einer der forschenden Psycholog*innen in Cambridge, stellte fest, dass jede*r Musikhörer*in in eine von zwei Kategorien fällt: Dreht ein*e „Empathiser“ das Radio auf, konzentriert er oder sie sich in erster Linie auf die Gefühle, welche durch die Lyrics und Klänge im Song transportiert werden. Für eine*n „Systemiser“ wiederum steht beim Musikgenuss vor allem die Komposition mit ihrem ausgeklügelten Arrangement im Vordergrund.

Wenn sich Emphatiser und Systemiser über Musik unterhalten.

Musical Universe

Darüber hinaus hat Greenberg einen Test entwickelt, mit dem du herausfinden kannst, was dein Musikgeschmack über deine Persönlichkeit aussagt. Als erstes hörst du kurze Liedsequenzen, welche du auf Basis deines Geschmacks bewerten sollst. Danach musst du Fragen zu den sogenannten Big Five beantworten. Dies sind fünf Eigenschaften, die bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt sind: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Empathievermögen und Verletzlichkeit. Ziel des Tests ist es, von jedem Genre ein Persönlichkeitsprofil abzuleiten. Hier mal ein kleiner Vorgeschmack davon:

Pop, Dance, Hip-Hop und Rap

Obwohl sich diese Musikrichtungen stark unterscheiden, haben Hörer*innen dieser Genres einiges gemeinsam: Sie sind meist extrovertiert, verfügen über eine Extraportion Selbstbewusstsein und sind öfters mal auf Partys anzutreffen. Gerade letzteres spricht im Allgemeinen für eine tendenziell jüngere Hörerschaft.

Country

Die Hörer*innen dieses Genres sind längst nicht nur Cowboys, die durch den Wilden Westen galoppieren. Was viele Country-Herzen verbindet, sind konservative Werte, was oft mit einer eher verhaltenen Experimentierfreude einhergeht. Mit unkonventionellen Denkansätzen können die meisten Vertreter*innen dieses Genres nicht viel anfangen, dennoch ist der Großteil von ihnen extrovertiert.

Jazz und Klassische Musik

Hast du auch ein Bild von einer vornehm gekleideten Person im Kopf? Diese hat es sich neben ihrem prall gefüllten Bücherregal in einem Ohrensessel bequem gemacht. Sie genießt mit einem Glas Wein in der Hand den Klang der Musik, welcher selbstverständlich von einer alten Schallplatte kommt. An diesem Klischee ist laut Testergebnissen tatsächlich etwas dran: Hörer*innen beider Genres haben in der Regel eine gute Bildung genossen, oft schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel und sind eher introvertiert. Nicht selten zeichnen sie sich durch Kreativität und Selbstbewusstsein aus.

Rock und Heavy Metal

Hast du Lust auf eine kleine Challenge? Versuche bei diesem Genre nicht an eine schwarz gekleidete Person mit gezacktem Armband und langen Haaren zu denken. Wer hätte es gedacht? Verfechter*innen des lautesten Musikgenres sind oft die leisesten und introvertiertesten Menschen. Gerade Metal Musik ist häufig als Ausdruck extremer Emotionalität zu verstehen, welche in sich gekehrte Hard Rocker*innen im Alltag kaum ausleben können.

Genres? Es geht auch anders.

Keine Angst, alles nochmal über den Haufen werfen will ich natürlich nicht. Nur gibt es auch eine andere Möglichkeit, Musik zu unterteilen:

AVD Model nach Greenberg

Ich bin positiv überrascht.

Der Quintessenz meines Testergebnisses würde ich sofort zustimmen: Ich bin eine offene, extrovertierte und auf Harmonie bedachte Person. Mein Musikgeschmack ist breit gefächert. Musiziere ich jedoch selbst, würde ich mich in erster Linie als gefühlvollen Singer-Songwriter bezeichnen. Im Music Preference Model wären dies die ersten beiden Großbuchstaben:

Wo würdest du dich zuordnen?

Bereit für ein Selbstexperiment?

Perfekt. Dann nehme dir kurz 20 Minuten Zeit für den Test, zücke jetzt dein Handy, öffne deine Musikmediathek und tippe auf „Genres“ mit der Frage: „Spieglein, Spieglein in der Hand, was ist dir über meinen Charakter bekannt?“