Software 1 Minute

Barrierefrei durchs Fernsehen

Das Bild zeigt ein Tablet, auf dem eine Serie mit barrierefreien Untertiteln angezeigt wird.
Auch Streamingdienste wie Netflix bieten Geräusch-Untertitelung für ihre gehörlosen Zuschauer*innen an. | Quelle: Katharina Matt, Jolyne Kamm
07. Dez. 2023

Einsamkeit, Isolation und Stille – so sieht der Alltag von Gehörlosen häufig aus. Wie zwei Student*innen der Hochschule der Medien mit ihrer Software das regionale Fernsehen für alle zugänglich machen.

Mit ihrer entwickelten Software „Automatische Geräusch-Untertitelung in Videos“ wollen Anh Thu Bui und Natalie Hußfeldt, zwei Studierende aus dem Fach Medieninformatik, einen Beitrag zur Inklusion leisten. Durch Geräusch-Untertitel in Videos ermöglichen sie Schwerhörigen und Gehörlosen einen barrierefreien Zugang zu Fernsehen und Internet durch Geräusch-Untertitel in Videos. Seufzen, Türen knallen oder Lachen haben einen großen Einfluss auf die Atmosphäre von Filmen und Serien und sind wichtig für das Verständnis einer Szene. Mit Hilfe der Geräusch-Untertitelung wird das Fernseh-Programm hörbeeinträchtigten Zuschauer*innen verständlich gemacht.

Begeistert durch die Einführungsveranstaltung ihres Studiengangs zur Künstlichen Intelligenz (KI) war den beiden schnell klar, dass sie das Angebot des Institute for Applied Artificial Intelligence (IAAI) der HdM nutzen wollen, das KI-Projekte in Kooperation mit Firmen anbietet. „Für uns war das eine große Möglichkeit, ein Projekt zu starten, das auch einen Sinn hat”, erzählt Natalie. Ihre Software soll nach Fertigstellung das Untertiteln von Geräuschen für den SWR weitestgehend automatisieren und so Zeit und Aufwand einsparen. Hörbeeinträchtigte Menschen erhalten dadurch schneller Zugang zu einer größeren Masse an Beiträgen.

„Das Projekt ist ein wichtiger Beitrag zur Inklusion und Barrierefreiheit.“

Natalie Hußfeldt und Anh Thu Bui

Im Jahr 2019 gab es  dem Deutschen Gehörlosenbund zufolge circa 255.000 Schwerhörige in Deutschland, rund 83.000 Menschen waren gänzlich gehörlos – die Dunkelziffer ist hoch. Die Beeinträchtigung bringt viele alltägliche Probleme mit sich, wie die Kommunikation mit Hörenden und die eigene Isolation. Doch inzwischen erhalten Hörbeeinträchtigte eine höhere Aufmerksamkeit und werden mehr und mehr in die Gesellschaft integriert.

Die Software leistet einen gemeinnützigen Beitrag und vereint Technik und Soziales. Was sich Anh Thu und Natalie für die Zukunft erhoffen? Unser Ziel ist es, dass wir irgendwann in die SWR-Mediathek gehen, ein Video anschauen, die Untertitel einschalten, unsere Geräusche sehen und wissen, dass die Software jetzt sinnvoll genutzt wird."

Falls ihr neugierig geworden seid und mehr über die Funktionsweise der Software erfahren möchtet, könnt ihr am 30. Juni ab 18 Uhr auf der MediaNight der HdM mit dem Projektteam sprechen.