Katzencafé

Zwischen Cappuccino und Samtpfoten

Katze Meimei liegt ganz entspannt auf dem Kratzbaum mitten im Café.
03. Dez. 2021
Eine Katze streicheln, sanftem Schnurren lauschen und dabei eine Tasse Kaffee trinken? Das ist tatsächlich nicht nur eine Vorstellung, sondern gehört zum Alltag der Gäste von Daniel und Miya Di Stefano – sie sind die Besitzer des ersten Katzencafés in Stuttgart.

„2019 haben wir uns zwei Katzen geholt und relativ flott waren’s dann auf einmal zwölf“, sagt Daniel Di Stefano, Besitzer des „Happy Cats Café & Trattoria“ in Stuttgart, als wäre es das Normalste der Welt. Nebendran sitzt Kater Didi auf dem Nachbartisch und lauscht dem Gespräch.
Streicheln und Kuscheln bei einer Tasse Kaffee steht an der Tagesordnung im Stuttgarter Katzencafé. 

Wie die Idee entstand

Bevor sie das Projekt starteten, waren beide in ganz anderen Berufszweigen tätig. Daniel war lange Zeit in der Baubranche beschäftigt, Miya im Import/Export-Bereich. Nebenher arbeitete er jahrelang auf dem Obst- und Gemüsemarkt in Stuttgart-Degerloch und merkte dabei, dass ihm der direkte Kontakt mit Kunden sehr viel Spaß macht. Die Idee zur Eröffnung eines Katzencafés kam Step-by-Step: 2019 holten sich die beiden ihre ersten zwei Katzen nach Hause, mit der Zeit wurden es dann nach und nach immer mehr. Das kann natürlich ganz schön kostspielig werden. „Und irgendwann guckst du dann auf deine Kontoauszüge, siehst bloß Dehner; Fressnapf; Tierarzt und denkst dir boa – ist aber ganz schön teuer! Jetzt wirds Zeit, dass die schaffen“, sagt Daniel schmunzelnd. Vor der Corona-Pandemie waren sie oft in Shanghai. Dort gibt es ebenfalls Katzencafés, jedoch ist der Fokus mehr auf die Katzen selbst, also unter anderem deren Verkauf. So kamen sie auf die Idee, ihr eigenes Café zu eröffnen, da es bis dahin in Stuttgart noch keins gab.

Durch die Corona-Pandemie fiel es seither noch schwer, den normalen Gästebetrieb zu führen. Die eigentliche Eröffnung des Cafés war bereits im Februar 2021, das Café zu besuchen ist für Gäste aber erst seit dem 30. Oktober möglich. Bisher konnte man sich nur Bubble Tea zum Mitnehmen bestellen und die Katzen durch eine Glasscheibe im Café-Bereich beobachten. Dies änderte sich nun – Daniel und Miya können jetzt mit ihren Mitarbeiter*innen unter der 2- oder 3G-Regel die Café-Besucher*innen begrüßen.

Besitzer Daniel Di Stefano mit seinen Katzen Blue, Meimei und Spooky (Zum Zeitpunkt des Interviews waren noch drei Katzen im Café, aktuell sind es nur noch zwei).
Kater Blue ist ein „Maine Coon/Perser/Heilige Birma“ Mix.
Spooky ist ein „Orientalisch Kurzhaar“-Kater.
Meimei gehört zur Rasse „Heilige Birma“ und ist die Mutter von Blue.
Daniel und Miya haben das Café liebevoll und detailliert gestaltet.
Ein großer Kratzbaum zum Entspannen und Toben für die Katzen darf nicht fehlen.
Das ist der Bereich zwischen Café und Bubble Tea-Ausgabe.
Die Bubble Tea-Ausgabe hat einen großen, gesonderten Bereich.
Sogar eine eigene Kletter-Vorrichtung hängt an der Decke – von dort haben die Katzen die Gäste gut im Blick.

Begeisterung in jedem Alter

Aber was für eine Zielgruppe geht denn in ein Katzencafé? Da sie erst seit kurzem geöffnet haben, kann Daniel noch nichts Genaues erschließen. Jedoch sagt er, dass eigentlich alle „Arten“ von Menschen vertreten sind – Familien mit Kindern, ältere Pärchen, aber auch jüngere Leute zwischen 17 und 30 Jahren. Immer wieder kommt Daniel auch mal in intensivere Gespräche mit den Gästen. So erzählt er, dass eine Kundin mal rund fünf Stunden im Café saß und dabei die Katzen einfach nur beobachtet hat. Auch waren schon Besucher*innen da, die die Trauer nach dem Verlust des eigenen Haustieres verarbeiteten. Die Gesellschaft der Fellnasen kann also auch Trost spenden.

Katzencafés als Haustierersatz

Das Konzept stammt aus Asien. Das erste Café eröffnete bereits 1998 in Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan und wurde zum beliebten Touristenpunkt. In Japan wurde das System am berühmtesten, mittlerweile gibt es 79 Stück. Durch die hohe Besiedelung und meist kleinen Wohnungen in den Großstädten Japans dürfen viele Menschen keine Haustiere halten, weshalb es vor allem dort eine hohe Begeisterung erreichte. Mittlerweile gibt es alleine in Europa 61 Katzen Cafés:

Die Standorte aller Katzencafés in Europa.

Der Schutz des Tieres an höchster Stelle

Um ein Katzencafé in Deutschland eröffnen zu können, muss auf viele Regeln geachtet werden. Das Veterinäramt sorgt für den Schutz der Tiere und kontrolliert diese streng. Zum Beispiel muss es für die Katzen einen abgetrennten Rückzugsort geben, abgeschieden von den Gästen. Außerdem müssen natürlich Katzenklos sowie Sitzmöglichkeiten und Kratzbäume integriert werden. Aus der Sicht des Tierschutzvereins sagt der Tierschutzbeauftragte und Hundesachverständiger vom Tierschutzverein Stuttgart u. Umgebung e.V. Martin Pechmann dazu: "Wichtig ist, dass den Tieren von Besuchern nicht zu viel Stress zugemutet wird und Kontakte nicht forciert werden." Er sieht Katzencafés allgemein aber als unproblematisch und sogar positiv, wenn die vom Veterinäramt angeordneten Punkte beachtet werden.
Auf die Frage zum Thema Hygiene beim Essen und Trinken sagt Daniel lächelnd: „Dir muss als Kunde bewusst sein, dass wenn du in ein Katzencafé gehst, die Katze auf den Tisch springt oder dass mal ein Haar auf deinem Kuchen landet.“

Füchse, Erdmännchen oder Schlangen im Café?!

Mittlerweile gibt es außer den „klassischen“ Katzencafés vor allem im asiatischen Raum diverse andere Tiercafés. In Bangkok findet man beispielsweise Cafés mit Füchsen und Erdmännchen. Es geht aber noch skurriler: Im „Pet Café“ in Vietnam gibt es sogar Echsen, einen Igel, Schlangen sowie eine Tarantel. Außerdem darf man die Tiere tatsächlich aus ihren Terrarien herausnehmen und streicheln.
Vor allem in Japan sind mittlerweile einige Cafés mit den verschiedensten Tieren angesiedelt: Im „Falconer’s Café“ befinden sich sechs Greifvögel, die man zwar nicht anfassen oder fotografieren, jedoch aus der Nähe betrachten darf. Im „Snake Center“ dürfen sich Gäste beim Betreten eine Baby-Schlange auswählen, die dann während dem Besuch auf dem Tisch verweilt.

Daniel und Miya vom „Happy Cats Café & Trattoria" belassen es aber lieber bei ihren flauschigen Katzen – und schenken damit den Besuchern die Möglichkeit, sich ganz viele Kuscheleinheiten bei Kaffee und Kuchen abzuholen.