Alltagswahnsinn

Zeit für den #flugmodus!

29. März 2022
Eine kurze Gedankenreise durch den alltäglichen Wahnsinn, genannt Leben. Heute: Smartphones, unsere Abhängigkeit und eine große Portion Nostalgie.

Ich bin ein Suchti. Ein Smartphone-Suchti. Täglich verbringe ich viel zu viel Zeit damit, mir das Leben fremder Menschen anzuschauen. Glücklich machen mich die Aperol-trinkenden Sportfreaks mit ihrem Hang zu Rabattcodes in ihren Storys dabei meistens nicht - im Gegenteil. Sie stressen mich. Ich habe das Gefühl gefangen zu sein, in einer zähen Masse aus Storys, Reels, Likes und Kommentaren. 

Eine Masse, die, je mehr Zeit ich in ihr verbringe, wie eine gut geformte Kaugummiblase immer größer zu werden scheint und mich verschluckt. So wie die Kinder, die ich heute an der Bushaltestelle gesehen habe. Jedes für sich völlig vertieft im eigenen Display, wie ein Sinnbild unserer Gesellschaft: So nah beieinander und trotzdem so weit entfernt. 

Manchmal stelle ich mir dann vor, wie das Leben der Kids an der Haltestelle, ohne diese Süchtig-Macher aussehen würde. Dafür muss ich in keine Zeitmaschine steige. Ich erinnere mich einfach daran zurück, als ich selbst noch ein mit Sand spielender, fußballliebender, kleiner Fratz war. An die Zeit, in der ich nachmittags im Wald mit Stöcken eine Hütte gebaut habe, anstatt mit diesem Metall-Kunststoff-Ding in meiner Hand wie verstrahlt durch die Gegend zu laufen.

„Schalt mich aus...!“

Früher waren die Momente vor dem Bildschirm etwas Besonderes. Pumuckl, Pfefferkörner oder Tigerentenclub, die gute alte Zeit. (Hilfe, ich klinge ja schon wie meine Oma.) War die Fernsehzeit am Wochenende aufgebraucht, war Schluss, aus, Finito. Klar, seitdem hat sich eine Menge verändert. Ein Smartphone ist viel mehr als ein Musik-Streamer, Video-Player oder Foto-Knipser: Es ist Statussymbol, Teil unserer Identität. 

Trotzdem sollten wir öfter mal den Zuckerbergs dieser Welt den Social-Media-Saft abdrehen. Die süße Katzen- und Hundevideos für ein paar Stunden beiseitelegen und uns wieder darauf fokussieren, was wirklich zählt: „Me-Time“. Um es mit den Worten so ziemlich jeder Influencerin und jedes Influencers dieser Welt zu sagen. 

Ich nehme mir diese Zeit mittlerweile bewusst. Zeit, in der ich dem Social-Media-Schweinehund in mir widerstehe. Dann lasse ich mein Smartphone daheim und gehe spazieren, den Kopf lüften. Ohne erreichbar zu sein. Dann ist es, zumindest für ein paar Minuten, ruhig. Oder wie der wunderbare Clueso sagen würde: „Und es ist alles okay, alles gut, Augen zu, Flugmodus an.“ 

Mehr Alltagswahnsinn? Hier geht's zur nächsten Kolumne über EC-Karten-Muffel.