Arbeitsmoral 3 Minuten

Generation arbeits(un)fähig

Gen Z arbeitet bevorzugt im Homeoffice.
Generation Z bevorzugt es häufig, im Homeoffice zu arbeiten. | Quelle: Viviana Bastone
12. Dez. 2023

„Generation arbeitsunfähig“: Das ist der Titel, der Generation Z unfairerweise verliehen wurde. Was über 25-Jährige nicht kapieren wollen. Ein Kommentar.

Der Vorwurf an die junge Generation lautet: Fordernd, wählerisch und verwöhnt. Generation Z ist aber nicht faul. Auch nicht arbeitsunfähig. Sie verschieben nur den Wert in ihrer Arbeit. „Lebensfähig“, so sollte man sie nennen.

Zur Baby-Boomer-Generation zählen laut dem Institut für Generationenforschung alle, die zwischen 1950 und 1964 geboren sind. Die Nachkriegsgeneration charakterisiert eine hohe Geburtenrate. 

Auf die Baby-Boomer folgen Generation X (geboren 1965 bis 1979) und Y, auch bekannt als „Millennials“ (geboren 1980 bis 1994). 

Die Generation Z umfasst die Jahrgänge 1995 bis 2010. Sie gelten als „Digital Natives“ (zu Deutsch: digitale Eingeborene).

Ab 2010 spricht man von der Generation Alpha. 

Junge Menschen, die sich auf dem Arbeitsmarkt präsentieren, haben es heutzutage schwer. Niemand will Mitarbeiter*innen einstellen, die um 17 Uhr Feierabend machen, um zum Töpferkurs zu gehen oder sich beim Weintasting vor der Wochenendschicht drücken. Wie Gen Z sagen würde: Eine absolute „Red Flag“, also ein No-Go, für Baby-Boomer-Arbeitgeber*innen. Dabei steht ihr Nachwuchs für einen wichtigen Wertewandel in der Arbeitswelt: Diversität, Inklusion, Sinnhaftigkeit und Idealismus, das ist ihnen bei ihrer Jobwahl wichtig. Nicht etwa die Millionen auf dem Konto oder die Karriereleiter mit Scheuklappen hochzukraxeln, so die Randstad Employer Brand Research 2022. Besonders beeindruckend an Jugendlichen heutzutage ist ihr unerschütterlicher Drang, die Welt zu verbessern. Es spricht nichts dagegen, seinen Fokus auf Lebensqualität zu setzen. Das heißt in keinster Weise, dass unter 25-Jährige arbeitsscheu sind. Man braucht sich nur junge engagierte Aktivist*innen wie Luisa Neubauer und Malala anzuschauen, um zu merken, dass diese Generation sehr wohl dazu in der Lage ist, sich richtig reinzuhängen. Sie arbeiten hart für die Zukunft – und das leider unbezahlt. 

„Lieber arbeitslos als unglücklich“, so lautet die Devise der jungen Altersgruppe in der Randstad-Research. Aber auch: „Karriere und freie Zeit sind fast gleichermaßen wichtig.“ Deshalb muss sich etwas im Workflow ändern. Auf der Suche nach neuen, flexiblen Arbeitsmodellen – Stichwort Jobsharing und Vier-Tage-Woche – geht es darum, produktiver zu arbeiten. Konzentrierte Homeoffice-Phasen für effektive Ergebnisse nutzen, um dann gemeinsam im Büro als Team daran weiterzuarbeiten und Unternehmenswerte zu stärken. Eine Studie in Großbritannien bestätigt: Fast alle der 61 Unternehmen, die eine 4-Tage-Woche ausprobiert haben, vermerken höhere Produktivität, gesteigerte Einnahmen und weniger Burn-Out-Fälle.  Das Endergebnis von flexiblen Arbeitsmodellen sind also motivierte Mitarbeiter*innen, die mindestens genau so viel leisten, wie Burn-Out-gefährdete Workaholics. Das geht auch inmitten von Sitzsäcken und Tischkickern und vor allem von neun bis 17 Uhr.

Gen Z hat festgestellt, dass Karrierechancen nicht so groß sind, wie man ambitionierte Berufseinsteiger*innen bisher glauben ließ. Abrackern bis zum Abwinken lohnt sich nicht, wenn mentale Gesundheit der Preis dafür ist. Auf der Suche nach der perfekten Work-Life-Balance hat Gen Z aus den Fehlern ihrer Vorgänger*innen gelernt und achtet auf ihren Körper, vor allem aber auf psychische Gesundheit.

Voilà, ein Generationenclash

Genügsamkeit ist ein weiteres wichtiges Merkmal dieser Generation. Für viel freie Zeit erwartet sie keine horrenden Summen. Und noch etwas: Weniger Ellenbogen-Mentalität sorgt für ein besseres Klima am Arbeitsplatz. Vor allem, wenn mehrere Generationen täglich zusammenarbeiten müssen. Während ältere Angestellte frei nach dem Motto „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ leben, hat das „life“ in der Work-Life-Balance junger Arbeitnehmer*innen berechtigterweise mehr Gewicht. Mag sein, dass junge Menschen heutzutage nicht mehr dazu bereit sind, sich zu Tode zu schuften, mit „arbeitsunfähig“ hat das aber wenig zu tun. 

Aufgewachsen in einer Zeit, die von globalen Krisen überrollt wurde, sieht ihre Zukunft nicht so rosig wie bei Baby-Boomer-Traumpaaren aus. Die Chancen auf ein Reihenhaus mit davor geparktem Familienvan gehen sowieso gegen null, das kann man sich nicht mehr leisten. Gen Z muss sich mit krassen Themen auseinander – und vor allem dafür einsetzen. Das raubt Energie. Wie die ZEIT-Online berichtet: 35% der befragten Gen Z fühlt sich vom Dauerkrisenmodus erschöpft, bei der älteren Generation sind es nur 25%. Das geht aus der Trendstudie „Jugend in Deutschland 2023“ hervor. So ein Stück Stabilität und sei es nur die Arbeitszeit, gibt Halt im Krisen-Kollaps.

Ein Blick in die Zukunft verrät: Generationen-Schmelztöpfe gibt es nicht mehr lang. Dieses Jahr verabschieden sich Millionen von Baby-Boomern in Rente und hinterlassen Lücken in den Betrieben. Gefüllt werden diese vom ungewollten Nachwuchs, der mit wesentlich weniger Manpower daherkommt als die geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge. Zusätzlich zum Fachkräftemangel kann Gen Z es sich deshalb sogar leisten, wählerisch zu sein. Der dadurch entstandene „War of Talents“ macht sie doch wieder zu heißbegehrten Mitarbeiter*innen. Und sie kommen nicht nur mit Forderungen, sondern haben auch etwas zu bieten: Zusätzlich zu ihren technologischen Fähigkeiten bereichern sie den Arbeitsmarkt durch eine ordentliche Portion Teambuilding und Wokeness (zu Deutsch: politische Wachsamkeit). Umso wichtiger ist es für Unternehmen, ihre Vorstellungen ernst zu nehmen und darauf einzugehen. Ihnen bleibt auch nichts anderes übrig, schließlich ist Gen Z die Zukunft.