Gesellschaftsspiel

Die Mitspieler warten im Netz

Wer zu Zeiten der Kontaktbeschränkungen einen Spieleabend veranstalten möchte, wird häufig allein vorm Brett sitzen.
22. Dez. 2020
Durch die Kontaktbeschränkungen sind Spieleabende undenkbar. Gesellschaftsspiele ohne Gesellschaft? Das wöchentliche Treffen unter Freund*innen ist durch den virtuellen Raum trotzdem möglich. Dafür eignen sich auch ältere Geräte.

Der Spieleabend im Freund*innenkreis ist für Einige ein konstanter Termin, auf den man sich die ganze Woche über freut. Der Spaß am Spiel wird oft von Gesprächen über Gott und die Welt oder schlechten, manchmal sogar guten Witzen begleitet. Im Vordergrund steht aber immer die gute Gesellschaft seiner Freund*innen. Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen verhindern solche Abende. Wenn die Pandemie uns aber eines gelehrt hat, dann die Tatsache, dass der digitale Raum viele Möglichkeiten bietet, Distanz zu überbrücken.


Technisch anspruchsvoll?


Auch die Hochschulinitiative „Brett-vorm-Kopf“ der Hochschule der Medien in Stuttgart musste sich diesen Gegebenheiten anpassen. Initiativleiter Simeon Petruck sagt, dass eine Umstellung gut umsetzbar war. Schließlich haben Student*innen meist selbst Computer oder Laptop. Die Anforderungen digitaler Gesellschaftsspiele sind recht niedrig, daher können auch ältere, leistungsschwache Geräte mithalten. Um einen geselligen Spieleabend verbringen zu können, braucht es oft nur ein Mikrofon und ein Programm, über das man miteinander spricht. Die Mitglieder von „Brett-vorm-Kopf“ treffen sich jede Woche über Discord. Einigen ist das Nadelöhr Internet bekannt: Verbindungsprobleme führen zu Bild- und Tonaussetzern oder dem kompletten Abbruch der Sitzung. Laut Petruck sei es bei den Spieleabenden der Initiative aber bisher noch nicht zu Problemen mit der Internetverbindung gekommen. Petrucks einzige Empfehlung: Spiele im Vorfeld herunterladen.

„Durch den Voice Chat lässt sich das Miteinander des Spieleabends gut übertragen."

Simeon Petruck

Beim guten alten Brettspiel besitzt im Freund*innenkreis eine Person das Spiel mit dem gespielt wird. Gerade bei Deduktionsspielen, bei denen man herausfinden muss, welche*r Mitspieler*in gegen die Gruppe spielt, sind Mimik und Gestik sehr wichtige Indizien. Bei Online-Spielen muss darauf meist verzichtet werden. Außerdem brauchen Teilnehmer*innen jeweils einen eigenen Zugang. Ob auf der Videospielplattform Steam oder anderswo: Das Angebot der Vertriebsplattformen kann überwältigend wirken. Unter der Masse von Spielen gilt es die Richtigen zu finden. Petruck empfiehlt den „Tabletop Simulator“: Ein Spiel, das verschiedene Gesellschaftsspiele simuliert. Spieler*innen haben die Möglichkeit, innerhalb des gebotenen Systems eigene Spiele zu erstellen. Und die „Tabletop Simulator“-Gemeinschaft ist fleißig: über 40.000 Einträge lassen sich im sogenannten „Workshop“ finden. Darunter auch Petrucks Empfehlungen:
 

Neben klassischen Spielen wie Schach bietet der "Tabletop Simulator" die Möglichkeit eigene Spiele zu entwerfen oder aus einer Vielzahl von der Gemeinschaft erstellten Spielen zu wählen.
Das Ziel der Abenteurer*innen in "Tempel des Schreckens" ist es alle Schätze zu bergen. Die Amazonen der Gruppe versuchen das zu vereiteln, indem die Gruppe auf die drei Feuerfallen oder leeren Räume gelenkt werden.
Bei "Cards against Humanity" kommen Spieler*innen mit schwarzem Humor auf ihre Kosten. Auf eine Fragenkarte legen Spieler*innen die ihrer Meinung passende Antwort, die oft sehr makaber sein kann.
Das Spiel "Dog" ähnelt dem klassichen "Mensch-ärger-dich-nicht". Einziger Unterschied: man spielt mit Karten anstelle von Würfeln.
Das Karten-Rollenspiel "Here to Slay" bietet Tiere, die sich auf Abenteuer begeben, um Monster zu bezwingen. Dabei gilt es Gegenstände und Held*innen zu sammeln oder Gegenspieler*innen bei ihren Kämpfen zu beeinträchtigen.

Oft reicht ein Smartphone zum Spielen


Einen anderen Ansatz verfolgt das Spiel „Among Us“. Ziel des Deduktionsspiels ist es, dass die maximal zehnköpfige Gruppe ihre Aufgaben löst oder die Saboteur*innen in ihren Reihen findet. Die Sabotierenden versuchen währenddessen die Gruppe unbemerkt auszuschalten. In einer Notfallsitzung wird diskutiert, wer die Täter*innen sein könnte. Und diese Diskussionen können laut und hitzig werden, schließlich versuchen die Saboteur*innen die Gruppe auch hier gegeneinander aufzulehnen. Hat die Gruppe sich für eine Person entschieden, wird diese ins All geschossen. Im Gegensatz zum „Tabletop Simulator“ wird aber auf mehr Gerätevielfalt geachtet: neben Computer und Laptop können auch Tablet und Smartphone genutzt werden. Ermöglicht wird das durch die simpel gehaltene Grafik und die einfache Handhabung der Aufgaben. Oft muss nur ein Knopf gedrückt oder ein Schalter umgelegt werden. Auf Tablets und Smartphones wird das anstatt mit Maus und Tastatur, mit dem Touchscreen gelöst.
Der technische Fortschritt ermöglicht eine Vielzahl von Möglichkeiten sich mit Freund*innen auszutauschen. Dazu gehört nicht nur der verbale Austausch, sondern auch der Spaß durch gemeinsames Spielen. Oft sind die technischen Hürden geringer als vermutet. Der digitale Raum hilft dabei Einsamkeit zu vermeiden und das aktuelle Geschehen, wenn auch nur für kurze Zeit, zu vergessen. Diese Optionen könnten in Zukunft häufiger genutzt werden.