Beziehung

Autismus in der Partnerschaft

Dorothea und Ellis reden im Film über ihre unterschiedlichen Sichtweisen auf ihre Beziehung.
03. Juli 2021
Dorothea und Ellis sind seit 18 Jahren verheiratet. Ihr Einfühlungsvermögen unterscheidet sich, denn Ellis hat das Asperger-Syndrom. In ihrem Film zeigen Studierende, wie die Beziehung trotzdem funktioniert.

Drei Medienwirtschaft-Studierende haben bei der MediaNight am Donnerstag zum Thema „Empathie“ ihren Film „Zwei Welten – eine Liebe“ präsentiert. Im Interview sprechen Asperger-Autist Ellis Whitehead und seine neurotypische Ehefrau Dorothea über die Herausforderungen ihrer Beziehung. Neurotypisch bedeutet, dass die Entwicklung ihres Nervensystems mit dem übereinstimmt, was die meisten Menschen als „normal“ wahrnehmen. Asperger-Autisten sind in erster Linie in ihren sozialen Kompetenzen eingeschränkt. Betroffene haben Probleme damit non-verbale Kommunikation zu erkennen und selber anzuwenden.

Jenny Dolpp, Luka Lauxmann und Timo Meißler, die Macher*innen des Films, sind während ihrer Recherche darauf gestoßen, dass Autist*innen und neurotypische Personen Empathie anders ausdrücken. Um zu verstehen, wie eine Beziehung zwischen beiden funktionieren kann, haben sie sich an die Whiteheads gewandt. Dorothea betreibt seit März 2020 den YouTube-Kanal „Galoxee's Asperger TV”. Dort spricht sie über ihr Leben als einzige Neurotypische in ihrem Haushalt – denn auch die gemeinsamen Kinder sind AspergerAutist*innen. Ziel des Films sei es, aufzuklären und so den zwischenmenschlichen Umgang von Asperger-Autist*innen und Neurotypischen zu verbessern, sagt Meißler.

Auf die Sachebene konzentriert

Das weit verbreitete Vorurteil, Autist*innen könnten keine Empathie empfinden, entspricht nicht dem aktuellen Stand der Forschung. Nach Ellis sei diese bei ihm teilweise sogar besonders stark ausgeprägt. Bei positiven Ereignissen in seinem Umfeld zeige er mehr Freude und Mitgefühl als ein „typisch Neurotypischer”. Auf der anderen Seite sei er bei negativen Ereignissen weniger emotional betroffen – nur „20 Prozent” so viel wie sein Umfeld. Dies ist oft eine rationale Entscheidung: „Niemanden hilft es was, wenn ich dann auch weniger effektiv bin oder trauriger oder depressiver”, so Ellis im Film.

Für Menschen mit Asperger-Syndrom kann die Kommunikation von neurotypischen Personen anstrengend sein: „Wir kommunizieren auf drei bis vier Ebenen gleichzeitig, während Asperger-Autist*innen sich allein auf die Sachebene konzentrieren“, sagt Meißler. Wenn Dorothea sich eine Kette wünsche, dann müsse sie das klar zum Ausdruck bringen. Ein wiederholtes „Die Kette ist aber toll“ nehme Ellis nicht als Aufforderung zum Kauf wahr, sondern lediglich als Beschreibung der Kette. Meißler überlegt: „Vielleicht machen es die Autist*innen gar nicht so falsch, sondern wir, weil wir nicht offen kommunizieren, was wir wollen“.

Wenn du dir selbst ein Bild von den zwei Welten von Dorothea und Ellis machen möchtest, kannst du dir den Film hier anschauen.