Hörspiel 4 Minuten

Welchen Weg wählst du? - “Alain & Jeanne” ein interaktives Hörspiel

Ein CD Player mit einem Controller und Kopfhörer davor.
Alle Musikstücke in "Alain & Jeanne" sind selbst komponiert worden. | Quelle: Julia Speller
30. Juni 2025

Das interaktive Hörspiel „Alain & Jeanne“ nimmt Hörende nicht nur auf ein spannendes Abenteuer mit, sondern lässt sie auch selbst die Geschichte mitgestalten. Zwischen selbstkomponierter Musik, unterschiedlichen Storylines und einer mysteriösen Holzbox kann man Hörspiele auf eine ganz neue Art entdecken.

Ein Hörspiel, das den Hörenden in eine andere Zeit zurückversetzt. Ein Abenteuer, das es zu bestreiten gilt. Eine beeinflussbare Geschichte. Und mittendrin: Das Team hinter "Alain & Jeanne". Im Masterstudiengang Audiovisual Media Creation and Technology ist dieses 3D-Projekt innerhalb des letzten Semesters entstanden und soll bei der MediaNight 2025 präsentiert werden. Die Gruppe hatte direkt die Idee, ein interaktives Hörspiel zu entwickeln; inspiriert wurden sie von der Netflix-Serie "Black Mirror", speziell der Film "Bandersnatch" prägte den Grundbaustein. "Black Mirror" spielt in einer dystopischen Zukunft und spricht durch Technologie und weiterentwickelte Medienkonzepte gesellschaftliche Probleme an. In „Bandersnatch“ werden Zuschauende immer wieder aufgefordert, den Verlauf der Geschichte zu bestimmen. Daraufhin wollte die Gruppe das Konzept, die Zuhörenden mit einzubeziehen, in ihr Projekt integrieren.

Gruppenbild im Tonstudio
Bei der Entwicklung spezialisierte sich jedes Gruppenmitglied auf einen Teil des Projektes.
Quelle: Julia Speller

Precht auf ins Mittelalter: Die Jungfrau von Orleans

Zuerst musste eine Geschichte her, dafür wollten die Jungs eine bereits existierende nutzen.

“Alles andere können wir und trauen uns zu.“

Robin Herrmann

Auf der Suche nach Inspiration stießen sie bei ihrem Professor auf eine wahre Goldgrube. Dieser arbeitete gerade an den letzten Zügen seines neuen Buches: "Die Jungfrau von Orleans". 

Dass die Geschichte von Prof. Precht im Mittelalter spielte, traf sich gut, da die Gruppe ohnehin aus einer anderen Zeit erzählen wollte. Die Soundeffekte und das Sounddesign waren für sie besonders interessant. Herr Precht suchte für sie eine geeignete Stelle in seinem Buch aus, passte diese etwas an und entwickelte die “Stränge” für die unterschiedlichen Entscheidungspunkte in der Storyline. Basierend auf dieser Stelle geht es in dem Hörspiel um Jeanne d'Arc, eine Revolutionärin des französischen Mittelalters. Sie trifft auf Alain, einen Pferdehändler, der sie auf ihrem Abenteuer begleitet.

Bild das bei den Aufnahmen der Stimmen entstanden ist.
Für die drei unterschiedlichen Enden mussten verschieden Storylines aufgenommen werden.
Quelle: Robin Herrmann

Nachdem die Geschichte feststand, kümmerten sie sich um die Besetzung. Dies stellte die Gruppe vor die Herausforderung, die zehn Stimmen für das Hörspiel zu finden, da sie die Sprecher*innen nicht bezahlen konnte. Einen Teil ihrer Besetzung hat die Gruppe durch Kontakte ihres Professors gefunden, beispielsweise die Stimme des Erzählers, der auch schon Beiträge für ARTE vertont hatte. Für die restlichen Rollen wendeten sie sich an Schauspieler- und Synchronsprecherstudent*innen der HMDK (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst) in Stuttgart. Den Hauptcharakter konnten sie schließlich durch private Kontakte besetzen. 

Im nächsten Schritt folgt der Teil mit dem größten Zeitaufwand – das Vertonen der Geschichte. Um bestimmte Szenen und Dialoge natürlicher wirken zu lassen, entschied sich die Gruppe, diese zeitgleich aufzunehmen. Die Sprecher*innen konnten so direkt auf das Gesprochene der anderen reagieren und miteinander interagieren.

Jeder Weg ist anders

Doch wie werden Hörende Teil des Hörspiels? Das macht das Projekt besonders. 
In der Geschichte haben Hörende an vier Stellen die Möglichkeit, zu entscheiden, welchen Weg sie gehen möchten. Je nachdem, wie die Hörenden wählen, verläuft die Geschichte anders. Das Ziel ist für alle das Gleiche – eines der drei Enden zu erreichen.

„Im Prinzip geht es nicht darum, dass es jetzt richtig oder falsch ist, man hat auf jeden Fall ein cooles Audioerlebnis.“

Robin Herrmann

Aber wie geht das? Der Charakter erwägt zuerst beide Optionen, um diese aufzuzeigen.  Dann sind die Hörenden gefragt: Wenn sie sich nach einer gewissen Zeit nicht entscheiden, wählt das Hörspiel automatisch einen der beiden Wege und die Geschichte geht ganz normal weiter. So entsteht für jeden ein einzigartiges Abenteuer und alle erleben die Geschichte etwas anders.

Nimm dein Schicksal in die Hand

Eine Holzbox mit Knöpfen und ein geschnitztes Motiv auf der Oberseite dienen als Controller des Hörspiels. An interaktiven Punkten leitet der Hauptcharakter per Audio die Entscheidung ein. Gleichzeitig blinkt ein Knopf des Controllers und es ertönen Geräusche, wenn eine der beiden Optionen vorgestellt wird. So weiß man immer welcher Knopf welche Entscheidung auslöst. 

Aktuell ist es nur möglich die Entscheidung mithilfe des Controllers zu treffen, allerdings können sich die Jungs zukünftig auch eine Website mit virtuellen Knöpfen vorstellen. Bis auf Weiteres bleibt das Hörspiel deshalb "HdM exclusive".

Der Controller ist eine Holzbox mit Knöpfen.
Die Gestaltung des Controllers hat Robin Herrmann gemacht.
Quelle: Robin Herrmann

Nun steht der Endspurt an, bei der diesjährigen MediaNight möchte die Gruppe ihr Projekt im Mittelalterstil präsentieren. Die letzten Vorkehrungen und Details werden momentan festgelegt.