OnlyFans 4 Minuten

Eine Studentin mit besonderem Nebenjob

Blonde Studentin sitzt in Unterwäsche auf dem Bett
Den Content für ihre Plattformen dreht Mia Sofie bei sich zu Hause. | Quelle: Mia Sofie
08. Dez. 2023
Kamera an, Hose aus: Die 21-Jährige Studentin Mia Sofie verdient ihr Geld mit Sexarbeit im Internet. Dabei sind Hass und Vorurteile ständige Begleiter. Im Interview spricht sie über den Balanceakt zwischen OnlyFans und Studium sowie die Schattenseiten ihres Berufs.

Du bist ebenfalls Studentin. Wie bekommst du Uni und Job unter einen Hut? 

Ich studiere extra Teilzeit, um das überhaupt noch zu schaffen. Das heißt, ich habe immer zwei Tage Uni. An Uni-Tagen bin ich kurz morgens online und dann eigentlich ab nachmittags oder gegen abends nochmal zwei bis drei Stunden. An solchen Tagen komme ich dann auch nicht auf die acht Stunden, weil ich zu fertig bin von der Uni.

Es ist schon sehr anstrengend. Ich habe immer eine Sieben-Tage-Woche und hatte auch in den letzten zwei Jahren keinen Urlaub mehr. Eigentlich arbeite ich schon die ganze Woche darauf hin, dass ich einen Abend so einigermaßen frei habe.

Wie und wann kam es dazu, dass du mit OnlyFans angefangen hast?

Ich habe vor gut zwei Jahren angefangen. Es war so, dass ich von meinem Ex-Freund ziemlich ausgenommen wurde, wodurch ich in der Patsche steckte und dringend Geld brauchte. Ich habe dann gehört, dass OnlyFans eine Möglichkeit ist, als Frau schnell und einfach Geld zu verdienen. Es war eher ein Zufall, wie ich da reingerutscht bin. Ich hatte nie die Tendenz dazu, gerne Nacktbilder von mir zu machen.

Wie kann man sich deinen Arbeitstag vorstellen?

Am Morgen gehe ich auf die Seiten und schaue, was so über Nacht passiert ist. Dann fange ich an, meine ganzen Nachrichten zu beantworten. Meistens erstelle ich Inhalte für all meine Plattformen, mache Videos, Wunschbilder oder drehe gelegentlich TikToks.

Nachmittags geht es wieder los, dass ich wirklich viel chatte. Im Normalfall bis 22:00 oder 23:00 Uhr, außer es gibt gerade eine große Nachfrage, dann bin ich auch schon mal länger online.

Studentin kniet in Unterwäsche in der Badewanne
Auf Anfrage und für einen Aufpreis dreht Mia Sofie Extra-Content.
Quelle: Mia Sofie

Inwiefern hat sich die positive Bestätigung durch Kommentare, Likes und Abonnements auf dein Selbstbewusstsein ausgewirkt?

Ich würde sagen, dass ich dadurch mehr Selbstbewusstsein bekommen habe. Normalerweise bin ich eher der sportliche Typ, aber ich habe angefangen Dessous anzuziehen und mich aufzustylen, was mir selbst total gefällt. Leute geben mir positive Rückmeldungen zu meinem Körper und meiner Ausstrahlung und das bestärkt mich. Das gibt mir das Gefühl, dass ich als Person schön bin. 

Wie viel verdienst du damit?

Ich habe noch ein Management, dadurch habe ich viele Abgaben, weil ich 50 Prozent der Einnahmen abgeben muss. Über alle Kanäle und ohne jegliche Abgaben, verdiene ich so zwischen 18 und 22 Tausend Euro im Monat. Nach den Managementabgaben, Steuern und Versicherungen bleiben mir um die dreitausend Euro. Also die abgespeckte Version.

Belastet dich das manchmal, dass du immer online sein musst?

Ja, das auf jeden Fall. Ich finde, dass es eine sehr, sehr starke psychische Belastung ist. Wenn es einem mal nicht gut geht und man sich eigentlich gerne eine Auszeit nehmen würde, würde das bedeuten, dass ich entweder nichts oder nur sehr wenig verdiene. Wenn die Fans merken, da kommt ja gar nichts, dann springen sie ab. Oft denke ich mir: „Ich kann mir eigentlich gar keine Auszeit gönnen. Ich muss jetzt jahrelang durchballern.“

„Ich finde, dass es eine sehr, sehr starke psychische Belastung ist.“

Mia Sofie, OnlyFans Creatorin

Wie waren die Reaktionen von deinem Umfeld, deiner Familie und Freunden? 

Meine Freunde, muss ich sagen, waren eigentlich recht cool damit. Mit meinen Eltern war es so, dass ich das am Anfang gar nicht gesagt habe. Mittlerweile wissen die aber genau, was ich mache. Die haben jetzt nicht direkt gesagt, dass es schlimm ist, aber hatten erstmal schon ein paar Bedenken. Mein Vater fragte sich beispielsweise, was das für Männer sind, die seiner Tochter da schreiben und ob das ganze nicht gefährlich sei. Doch jetzt sind sie auf jeden Fall okay damit. So großartig mit mir darüber reden wollen sie trotzdem nicht. Es ist halt einfach ein Beruf mit sehr viel Intimität.

Letztens wurde ich aber dann aber von einer großen österreichischen Zeitung interviewt, davon habe ich meinen Eltern natürlich auch erzählt. Die haben sich den Artikel durchgelesen und auch ein paar erotische Bilder von mir gesehen. Daraufhin meinten sie: „Hey voll cool, herzlichen Glückwunsch, wir sind stolz auf dich.“

Welchen Vorurteilen begegnest du und wie gehst du damit um? 

„Die ist dumm, die kann nichts anderes, die hat keine Talente, die ist billig.“ Dass ich Drogen nehme, Prostituierte bin und abends noch an der Straße stehen würde, höre ich auch oft. Das ist meiner Meinung nach ein großer Unterschied, weil ich nicht angefasst werde. Da habe ich dann auch schon gesagt: „Ich habe ein gutes Abi und ich studiere, ich kann auch was anderes.“ Meistens wird gar nicht mehr darauf reagiert oder gesagt: „Aber bestimmt ist dein Abi total scheiße und du studierst irgendwas ohne NC.“ Selbst wenn man mit einer niedrigen Intelligenz geboren wurde, dann ist es ja an und für sich auch gar nichts Verwerfliches. Aber die meisten fühlen sich eben wohler, ihre Vorurteile behalten zu dürfen.

„Die ist dumm, die kann nichts anderes, die hat keine Talente, die ist billig.“

Mia Sofie, OnlyFans Creatorin

Was sind deine nächsten Meilensteine, die du noch erreichen möchtest?

Für mich wäre es wichtig, auch mit YouTube anzufangen, weil ich das Bedürfnis habe, über den Job aufzuklären. Auf meinem Kanal habe ich schon ein paar Posts zum Beispiel über Pornokompetenz und was Pornos nicht zeigen. Mir ist es total wichtig, die Leute mitzunehmen, um Vorurteilen entgegenzuwirken und totgeschwiegene Themen im Bereich Porno/Sexualität, einfach anzusprechen. Im Prinzip will ich erstmal so weitermachen wie bisher und in der Zukunft irgendwann ins Management übergehen.