Der Geldbeutel blutet
Laut einem Beitrag der Sparkasse tritt die Periode im Durchschnitt ab dem zwölften Lebensjahr ein und geht bis zum 51. Das sind etwa 39 Jahre, in denen Mädchen und Frauen alle 28 Tage, rund fünf Tage lang, menstruieren. Das sind 65 Tage im Jahr, hochgerechnet also 2.535 Tage. Diese Summe entspricht beinahe sieben Jahren.
In Deutschland ist das Tampon das meist verwendete Menstruationsprodukt bei Frauen, das ergibt eine Studie des Hambruger Marktforschungsinstitut SPLENDID RESEARCH aus dem Jahr 2019. Hochgerechnet auf die Lebensspanne ist diese Finanzierung kostspielig.
Was ist die Alternative?
Während 66,1 Prozent nach wie vor herkömmliche Binden, Slipeinlagen und Tampons nutzen, greifen nach Angaben einer Umfrage der Organisation Erdbeerwoche, bereits 34 Prozent der 1332 befragten Personen zu wiederverwendbaren Produkten.
Die Periodenunterwäsche ist nicht mehr vom Markt wegzudenken. Sie saugt das Periodenblut auf und wird ausgewaschen um anschließend wiederverwendet zu werden. Die Preise der Slips variieren je nach Marke zwischen 15 und 40 Euro. Für eine Periode benötigt eine menstruierende Person zwischen sechs und zehn Unterhosen, diese halten für gewöhnlich circa zwei Jahre. Für die gesamte Periode gibt eine Frau 1.755 Euro für Periodenunterwäsche aus.
Nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren waschbare Stoffbinden. Sie sind die ältesten Menstruationsprodukte und enthalten eine wasserdichte Einlage, die ebenfalls in die Waschmaschine kommt. Laut der Organisation Erdbeerwoche kosten Stoffbinden rund 10 Euro und können viele Jahre halten.
Immer mehr in den Fokus rücken Menstruationstassen aus Silikon, die umgangssprachlich auch „Cups“ genannt werden. Laut PTA heute können diese abhängig von der Marke zwischen neun und 30 Euro kosten. „Cups“ halten fünf bis zehn Jahre. Vom Tragegefühl gleichen die Cups Tampons am meisten.
Die Entscheidung für ein Menstruationsprodukt ist subjektiv, jede menstruierende Person entscheidet selbst, welches Produkt für sie am komfortabelsten ist und ihre Bedürfnisse deckt.
Ein landesweites Problem
Wenn Menstruierenden das nötige Geld für Tampons, Binden und Co. fehlt und sie zu Toilettenpapier oder ähnlichen Alltagsmittel zurückgreifen müssen, dann spricht man von „Periodenarmut“.
Eine Umfrage der Organisation Plan International aus dem Jahr 2022 zeigt, 23 Prozent der befragten Mädchen und Frauen zwischen 16 und 45 Jahren empfinden die monatlich anfallenden Kosten für Periodenprodukte als eine finanzielle Belastung. 15 Prozent warten bewusst mit dem Wechseln der Hygieneartikel um weniger zu verbrauchen. Aus der Altersgruppe der 16- bis 25-Jährigen gaben drei Viertel der Befragten an, sie würden mehr Produkte in Anspruch nehmen, wäre ihr Preis niedriger.
Und das ist ein großes Problem. Ein mangelhafter oder gar fehlender Zugang zu Menstruationsprodukten kann dazu führen, dass menstruierende Mädchen und Frauen die Schule oder den Arbeitsplatz frühzeitig verlassen und Freizeitaktivitäten absagen. Periodenarmut kann somit zum gesellschaftlichen Ausschluss sowie zur Einschränkung des wahrgenommenen Bildungsangebots führen.
Schon gewusst?
Seit dem 28. Mai 2014 gibt es den internationalen Tag der Menstruationshygiene der sich jährlich wiederholt. Gegründet von der Organisation WASH United, um gemeinsam mit verschiedenen Instituten Menstruation zu enttabuisieren.
Hat sich etwas geändert?
Seit dem 1. Januar 2020 gilt der Beschluss der Bundesregierung, den reduzierten Mehrwertsteuersatz für bestimmte Menstruationsprodukte von 19 Prozent auf sieben Prozent zu senken. Fortan gelten Binden, Tampons, Einlagen, Menstruationstassen, Hygienetücher, saugende Unterwäsche und Intimhygieneprodukte für Menstruierende als Produkte des täglichen Bedarfs. Zuvor galten diese Artikel als Luxusartikel und wurden höher versteuert als ähnliche Produkte des Alltags. Mit der Senkung der Steuer soll ebenfalls die finanzielle Belastung für Mädchen und Frauen fallen.
Eine Auflistung der Organisation Erdbeerwoche reiht Deutschland auf Platz 13 aller europäischen Länder mit reduziertem Steuersatz auf Menstruationsprodukte, hinter Portugal (sechs Prozent) und vor Estland (neun Prozent) ein. Irland und England (UK) erheben keine Steuern und teilen sich Rang eins.
Acht Monate nach Wirksamkeit des Beschlusses zieht das ifo Institut aus München eine nüchterne Bilanz. Zeitgleich zur Mehrwertsteuersenkung erhöhten verschiedene Unternehmen für Tampons, Binden und Slipeinlagen die Preise. Für Sliptragende steigen die Kosten monatlich mehr an als zuvor. Slips sind von der Senkung der Mehrwertsteuer ausgenommen, da sie auch von nicht Menstruierenden verwendet werden.
Die Forderungen für einen weiteren Schritt werden lauter. Organisationen wie Social Period e.V, Plan International und Erdbeerwochen werben für Petitionen für kostenfreie Menstruationsartikel.
Die Stadt Freiburg startet im Oktober 2022 mit kostenfreien Menstruationsartikeln in verschiedenen Schulen, dem Rathaus und öffentlichen Toiletten. Das Angebot wird regelmäßig erweitert.
Vorreiter im Nordwesten
Schottland macht es vor: Seit dem 15. August 2022 sind Bildungseinrichtungen und städtische Einrichtungen gesetzlich verpflichtet, kostenlose Menstruationsprodukte zur Verfügung zu stellen.
Deutschland ist noch nicht soweit wie Schottland und die Problematik der „Periodenarmut“ bleibt bestehen. Doch es tut sich etwas. Viele Organisationen sowie auch die Regierung leisten einen Beitrag zur Entstigmatisierung der Menstruation.