TikTok

Fun, Food und Fake News?

Fake News sind nicht erst seit der Bundestagswahl ein viel diskutiertes Thema.
03. Dez. 2021
TikTok ist die derzeit schnellst wachsende Social Media Plattform und vor allem bei jungen Menschen sehr beliebt. Zwischen Katzen und Rezepten finden sich inzwischen auch vermehrt Videos zu politischen Themen – viele davon verbreiten bewusst Fake News.

Die Bundestagswahl ist vorbei, die Wahlplakate abgehängt und mit den Grünen in der Regierung gehöre das saftige Grillsteak im Eigenheim bald der Vergangenheit an. Ist das tatsächlich so? Glaubt man den Videos, die man unter dem Hashtag #gegendiegrünen auf TikTok findet, ist die Antwort eindeutig. Dass im Wahlprogramm der Grünen dazu keine Silbe steht und die Aussagen damit schlichtweg falsch sind? Nebensächlich. Solche und andere Fake News sind auf TikTok längst keine Seltenheit mehr. 

Fake News – wörtlich übersetzt „gefälschte Nachrichten“ – sind Informationen in Form von Texten, Fotos oder Videos, die nicht der Wahrheit entsprechen. Sie sind mit unbewiesenen Behauptungen gespickt und beziehen sich auf nicht geschehene Ereignisse oder Handlungen. Häufig werden sie über elektronische Kanäle, bevorzugt über soziale Medien, verbreitet.

Quelle: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

Die Kurzvideoplattform, die einst für ihre Tanzvideos bekannt wurde, ist inzwischen ein großer und fester Bestandteil der globalen Unterhaltungsbranche. Zwischen Tanzvideos und den Katzen von Sängerin Taylor Swift finden sich auch vermehrt Accounts von deutschen Bundestagsabgeordneten und sogar Bundestagsparteien wieder. Durch ihre Präsenz auf TikTok versuchen sie junge Wähler*innen für sich zu gewinnen. Dafür stellen sie beispielsweise Klischee und tatsächliches Wahlprogramm gegenüber.

TikTok selbst reagierte auf die neue Rolle, indem im Juli 2021 eine In-App-Informationsseite für die Bundestageswahl zur Verfügung gestellt wurde. In einer Pressemitteilung wurden drei konkrete Schritte verkündet, die die „Integrität der Plattform“, auch in Bezug auf politische Wahlen schützen sollten. Diese bestanden aus der Kennzeichnung wahlbezogener Videos, dem Durchsetzen der eigenen Community-Richtlinien, sowie dem Abschluss einer Faktencheck-Partnerschaft mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). 

Forschung zeigt gemischte Ergebnisse

Der TikTok-Forscher Marcus Bösch untersuchte, als Teil eines Forschungsteams, die Versprechen im Auftrag der Mozilla Foundation. Sie kamen zu gemischten Ergebnissen: Das automatische Kennzeichnen von Videos mit Wahlbezug zur Bundestagswahl mithilfe von Infobannern funktionierte nicht wirkungsvoll. So wurden einerseits unzählige Videos fälschlicherweise gekennzeichnet, andererseits viele mit politischen Inhalten wiederum nicht. Auch das Durchsetzen der Community-Richtlinien sei TikTok nicht wie angekündigt gelungen. So fanden die Forscher*innen bei ihrer Recherche auch mehrere Accounts mit „relevanten Zugriffszahlen“, die sich als offizielle politische Institutionen oder Politiker*innen ausgaben.

Marcus Bösch berichtet unter anderem von einem Account, der sich als offizieller Account des deutschen Bundestags ausgab und AfD-Politiker*innen und deren Botschaften prominent in Szene setzte. So hatten etwa nur zwölf der 77 Videos des Kontos keinen direkten oder indirekten Bezug zur AfD. Dem Account folgten über 14 Tausend TikTok-Benutzer*innen. Das bedeutet, dass in Deutschland eine*r von Tausend Nutzer*innen dem Konto folgte.

Ein anderer Account, so Bösch weiter, stellte sich als offizielles Konto von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dar und veröffentlichte unter anderem Videos, die das deutsche Militär verherrlichten. Beide Kanäle sind inzwischen von TikTok gelöscht worden. Laut Bösch bleibt es aber unklar, wie lange die Accounts online waren, wer die Betreiber*innen waren und welche Auswirkungen sie auf die deutschen TikTok-Nutzer*innen hatten.  

Die „Verbotspartei“?  

Mindestens so präsent wie der gefälschte Account des Bundestags war vor allem der Hashtag #gegendiegrünen, der Mitte November 2021 über 28,1 Millionen Aufrufe hat und das Image der Grünen als „Verbotspartei" verstärkt. Unter dem Hashtag finden sich Verbote, die die Grünen angeblich fordern würden, sowie vermeintliche Reden von Abgeordneten der Grünen. Bei den Reden handelte es sich jedoch zum Großteil um interpretierte Imitationen der Grünen durch AfD-Politiker*innen. 

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Diese und weitere Fake News findet man unter dem Hashtag #gegendiegrünen auf TikTok.

Tipps gegen Fake News

Der Innovationspsychologe Etrit Asllani klärt Zuschauer*innen auf seinem TikTok-Kanal @keinfakenews über die Fakten hinter dem Fake auf. Zum Erkennen der gefälschten Nachrichten nennt er diese Tipps:

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Diese sechs Tipps von Etrit Asllani helfen beim Erkennen von Fake News.

Für Asllani sind die gefälschten Nachrichten gemeinsam mit dem Klimawandel „eine der größten Gefahren, die wir in der Zukunft haben werden“. Fakt ist: Fake News waren schon vor TikTok ein viel diskutiertes Thema. Die Bundestagswahl und das generelle Wachstum der Plattform hat die Diskussion nun noch einmal verstärkt.