Pille, Penis, Pearl-Index – Wer verhütet hier eigentlich wen?

„Frauen müssen sich halt um die Verhütung kümmern.“ Aha. Diesen Satz warf mir meine Tante neulich beim Weihnachtsessen entgegen, ganz casual zwischen Fondue und Primitivo. Warum? Weil Frauen ja für ihren Körper verantwortlich sind. Fair. Also... fast. Wären da nicht ein paar klitzekleine Details – wie zum Beispiel §218 StGB, der uns zwar das Recht auf Verhütung zugesteht, aber beim Thema Abtreibung plötzlich die Verantwortung relativiert. Aber gut, das ist eine andere Folge. Zurück zur Verhütung: Nach dem Gespräch mit Tante Boomerette und ihrer Generation „Pille ab 15, weil der Frauenarzt es so sagt“ beschloss ich, mich selbst schlau zu machen.
Die bunte Welt der weiblichen Verhütung, oder: Willkommen im Hormonzirkus
Spirale (mit und ohne Hormone), Pille, Kupferkette, Verhütungsstäbchen, Pflaster, Spritze, Diaphragma... Als Frau kann man sich heute wirklich alles in den Körper legen, kleben, stecken oder spritzen lassen – nur eins ist meistens sicher: Die Nebenwirkungen kommen gratis dazu. Lustlosigkeit? Klar. Depressionen? Kann sein. Thrombose? Jackpot! Aber hey – Hauptsache, ER muss sich keine Sorgen machen, ob das Kondom sitzt.
Kondome – underrated und trotzdem top
Der Klassiker. Kondome sind vielleicht nicht sexy, aber sie können was: Sie verhüten (Pearl-Index 2–12 je nach Geschicklichkeit), sie schützen vor STIs (kurz für sexually transmitted infections) und Überraschung: sie erfordern kein hormonelles Roulette. Was man halt beachten muss: Sie gehören auf den Penis, nicht ins Portemonnaie von 2016. Kurz zusammengefasst, die wichtigsten Details:
Männer, zieht euch warm an – oder besser: was über
Jetzt kommt der Teil, den viele nicht hören wollen: Verhütung geht beide an! Und weil das für einige so revolutionär klingt, wie die #MeToo-Bewegung, aufgrund des Weinstein-Skandals 2017, hier ein kleiner Reminder: Es gibt auch für Männer Methoden – ja, wirklich! Zwar eher in der Beta-Phase der Reproduktionsrevolution, aber immerhin:
- Vasalgel – wird in den Samenleiter gespritzt und lässt nur die Flüssigkeit durch, nicht die Spermien. (Also quasi ein Anti-Baby-Tee-Sieb.)
- Samenleiterventil – ein Kippschalter für die Fruchtbarkeit. Sci-Fi? Fast. Aber theoretisch möglich.
- Chemische Mittel wie Gels auf Milchsäurebasis – für alle, die’s cremig mögen.
Die Auswahl? Noch mau. Die Verantwortung? Umso wichtiger, dass sie geteilt wird.
Gleichberechtigung auch im Bett, bitte.
Liebe Männer, wenn ihr so gerne mitredet, wenn’s ums Kinderkriegen geht – dann sprecht doch auch mal mit, bevor es dazu kommt. Geht mit zur Gynäkologin (ja, sie beißt nicht), lest Packungsbeilagen, googelt „Vasalgel“ und seid nicht die Typen, die „fühlt sich nicht so gut an“ sagen, während ihre Partnerin gerade ihre Libido gegen eine Hautunreinheit eintauscht. Denn wer gemeinsam Sex hat, darf sich auch gemeinsam drum kümmern, dass das Ergebnis nicht neun Monate später schreit.
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Dieser Beitrag ist Teil des Kolumnenformats „Sex-Kolumne“. Weitere Folgen der Kolumne sind: