Sex-Kolumne 3 Minuten

Ein Drama, vier Akte – und kein Applaus

Zu sehen ist ein Ausschnitt, bei dem ein Mädchen eine Wärmflasche gegen ihren Bauch drückt.
Der Bauch tut weh, der Rücken auch und die Beine erst Recht! – Die "Rote Freundin" ist zu Besuch, leider nur nicht allein. | Quelle: Joschka Mitterer
29. Apr. 2025

Sie sagen: Sex sells. Ich sage: Dann lasst uns endlich auch offen darüber reden – ohne rot zu werden (außer vor Lust). Denn was alle machen, aber keiner bespricht, verdient mehr als nur ein nervöses Kichern unterm Küchentisch. In dieser Kolumne geht’s um Sex, Selbstbestimmung und das ganze schambehaftete Drumherum – entstaubt, enttabuisiert und mit einer Portion Wortwitz serviert. Diesmal geht es um den Menstruationszyklus.

Disclaimer: 

Nicht alle Menschen, die menstruieren sind Frauen und nicht alle Frauen menstruieren!

Guten Morgen! Ab auf´s Klo, Hose runter. Och Nein, nicht schon wieder die rote Freundin zu Besuch! Hallo, Zyklus – schön, dass es dich gibt.
Oder eher: Hallo hormonelles Haifischbecken, willkommen zu einer weiteren Achterbahnfahrt, powered by Progesteron, Estrogen & Co. Denn was viele nicht wissen: Der weibliche Zyklus besteht nicht nur aus „bluten oder nicht bluten“, sondern hat vier Phasen, vier Gemütszustände, vier Persönlichkeiten – quasi ein kleines Theaterstück, Monat für Monat. Ohne Applaus. Aber mit PMS.

Erster Akt: Die Menstruation – „The Purge“ in der Gebärmutter

Das große Blutvergießen. Die „rote Freundin“, wie man sie liebevoll nennt – obwohl sie sich meistens aufführt wie eine ungebetene Verwandte mit Koffern voller Bauchkrämpfe, Heißhunger und emotionaler Instabilität. Fun Fact: Die Periode markiert den Beginn des Zyklus. Die Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen, weil: Kein Baby in Sicht ist, also alles wieder auf Anfang. Während dieser Phase sinken Östrogen und Progesteron in den Keller, also genau dahin, wo ich mich auch verkriechen will, wenn ich beim dritten TikTok in Folge heule, weil jemand einem Hund das Leben gerettet hat. Wie ich mich fühle? Müde, sensibel, gereizt – aka: Lasst mich in Ruhe, aber bringt mir Snacks!

Zweiter Akt: Die Follikelphase – „New Me“ ab Tag 5

Sie beginnt direkt nach der Menstruation und fühlt sich an wie ein Mini-Frühling im Körper. Die Hormone sprießen, die Stimmung hellt sich auf, ich habe plötzlich Energie, Ideen und das Bedürfnis, mein gesamtes Leben umzukrempeln (wieder mal). Der Körper baut eine neue Schleimhaut auf und reift ein Ei heran. Estrogen übernimmt das Ruder und ich fühle mich plötzlich wie Charlie xcx im ersten Drittel eines Power-Songs. Sport? Klar! Meal Prep? Läuft! Dating-App löschen und mich lieben lernen? Ich bin dabei!

Dritter Akt: Der Eisprung – „Halleluja, mein Hormon-Glow“

High energy, high libido und leider auch: High Wahrscheinlichkeit für ungewollte Schwangerschaft. Östrogen peak! LH-Hormon schießt hoch – das ist das Zeichen für den Eisprung. Der Körper ruft: „Los jetzt, mach ein Baby!“ Die Gesellschaft ruft: „Du bist aber ganz schön aufreizend heut“. Während in meinem Inneren eine Eizelle ihren großen Abgang plant, plane ich unbewusst meinen Auftritt in der nächsten Bar – mit glänzenden Haaren, klarem Blick und dem seltsamen Wunsch, jemanden zu finden, der riecht wie Sicherheit und Abenteuer gleichzeitig (Nein, das ist kein Disney-Plot. Das ist Biologie.).

Der Menstruationszyklus als Grafik dargestellt.
Der Menstruationszyklus mit seinen Höhen und Tiefen
Quelle: Frauenärzte im Netz

Vierter Akt: Die Lutealphase: „Wer bin ich und warum hab ich schon wieder geweint?“

Das Ei ist gesprungen – jetzt steigt das Progesteron. Und zwar mit einer Stimmung, als hätte man mich auf „emotional instabil“ programmiert. Mit dabei: PMS, Pickel, Paranoia. Die Welt fühlt sich falsch an. Der BH kneift und die Jeans lügt. Ich wechsle innerhalb von fünf Minuten von „Ich-bin-eine-Göttin“ zu „Niemand-liebt-mich“ und zurück. Und wenn jemand fragt, ob ich meine Tage habe, antworte ich mit einem Lächeln und der inneren Vision, wie ich diese Person mit meiner Wärmflasche erschlage. Spoiler: Danach kommt wieder die rote Freundin. Und das Spiel beginnt von vorn.

Ausgeliefert oder Akzeptiert – Du hast die Wahl

Der Zyklus ist kein lästiges Schattentheater, sondern eine hormonelles Improvisationstheater. Nur dass wir selten die Intendant*innen sind. Aber wenn wir lernen, die vier Akte zu verstehen, zu fühlen und zu feiern, wird’s vielleicht ein bisschen leichter. Oder zumindest ehrlicher. Also: Menstruation ist kein Makel. PMS ist kein Mythos. Und Zyklusbewusstsein ist kein Esoterik-Hobby, sondern ein feministischer Akt der Selbstkenntnis.

Hinweis:

Dieser Beitrag ist Teil des Kolumnenformats „Sex-Kolumne“. Weitere Folgen der Kolumne sind: