ÖPNV

Mobilität ist ein Grundbedürfnis

Hohe Ticketpreise verleiten zum Schwarzfahren.
18. Mai 2019

Einfach zu teuer: Der ÖPNV in Stuttgart. Über 200 Euro im Semester müssen Studenten auf den Tisch legen, um täglich die Uni erreichen zu können. Für einige kaum machbar. Ein Kommentar. 

Knapp 60.000 Studenten verzeichnete die Stadt Stuttgart im vergangenen Jahr. Eine große Community, die alle am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollen. Trotzdem werden sie vom Verkehrsbund Stuttgart ausgebeutet und zur Kriminalität verleitet. Doch Mobilität ist ein Grundbedürfnis. 

Im Vergleich zu anderen Studentenstädten liegt der Preis für das StudiTicket in Stuttgart weit oben. In Köln beispielsweise erwirbt jeder das Studententicket durch den Semesterbeitrag. Dieser liegt bei 271,40 Euro im Semester und davon gehen 181,20 Euro an den Tarifbund. Das ermöglicht den Studenten durch ganz NRW zu fahren und am Wochenende sogar noch Freunde mitzunehmen.

In Stuttgart weht ein anderer Wind. Hier zahlt man 180 Euro Semesterbeitrag und kann dadurch nach 18 Uhr und am Wochenende frei fahren. Doch welcher Student hat denn zu diesen Zeiten Uni? Wohl nur die wenigsten. Also muss man zusätzlich 207 Euro aufbringen und kann dann nur im VVS Gebiet fahren. Ein großer Unterschied! Offenbar sieht der Verkehrsbund Stuttgart Mobilität als Luxusgut und als Frage des Wohlstandes. Deshalb suchen sich viele Studenten Alternativen und begeben sich auf die kriminelle Seite: Sie fahren schwarz. Studenten nehmen in Kauf, strafrechtlich verfolgt zu werden, weil ihnen das Geld für das Ticket neben der Miete und den sonstigen Nebenkosten fehlt.


Mobilität als Luxusgut? Nein Danke!

Obwohl es immer wieder Verhandlungen über ein Semesterticket für ganz Baden-Württemberg gibt, sind sie bis heute ergebnislos geblieben. Laut Dirk Dietz, Abteilungsleiter Tarif der VVS, liegen die Vorstellungen der Studierenden und der Verkehrsverbände zu weit auseinander. Auch eine gewünschte Preissenkung scheint es nicht zu geben.


Bei Tarifbestimmungen für das StudiTicket in Stuttgart haben mehrere Parteien ein Mitspracherecht. Die Verhandlungen werden mit dem Studierendenwerk Stuttgart, Vertretern aus den verschiedenen Studierendenschaften und dem Verkehres Bund VVS geführt. Das VVS-StudiTicket wurde zur Einführung so kalkuliert, dass die Fahrgeldeinnahmen, die zuvor erzielt wurden, durch den Solidaritätsbeitrag und den StudiTicket-Preis gedeckt werden. Im Laufe der Zeit wurde das Ticket dann an die Preisentwicklung angepasst. 

Doch können wir verantworten, dass Menschen, die Bildung beziehen und unsere Zukunft gestalten sollen, kriminell werden? Dass sie vom gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt werden, weil ihnen das nötige Geld fehlt, um den Tarifpreisen nachzukommen? 

Günstige Mobilität für Studenten muss nicht länger eine Wunschvorstellung bleiben. Schließlich zeigte der Verkehrsbund Stuttgart erst vor Kurzem mit dem neuen und attraktiveren Zonensystem, dass er auch Ticketpreise senken kann. Dann sollte eine angemessene Tarifreform für Studenten auch nicht mehr lange dauern – oder?