Hip-Hop

Mit Tanz gegen Kriminalität

16. Mai 2023
Hinter „HipHop4Hope“ steckt mehr als nur Sport. Der Verein glaubt an die Kraft der Hip-Hop Kultur und nutzt diese, um Jugendliche von Gewalt und Kriminalität fernzuhalten. Das Projekt in Athen zeigt: Tanzen gibt jungen Menschen die Möglichkeit, ihr Leben zu verändern.

In Armutsregionen herrschen Gewalt und Kriminalität. Für Jugendliche aus diesen prekären Lebensverhältnissen gehört das zur täglichen Realität. Um die Heranwachsenden vor den negativen Auswirkungen schädlicher Lebensbedingungen zu schützen, rief ein Hip-Hop Tänzer aus Ludwigsburg einen Verein ins Leben. Einen Verein, der die Hip-Hop-Kultur als Werkzeug nutzt, um Jugendliche in ihrem Wohlbefinden zu unterstützen und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Seit 2013 organisiert „HipHop4Hope“ in enger Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen Veranstaltungen und unterstützt Jugendliche in Deutschland, Frankreich, auf den Philippinen und in Griechenland. Der UNO-Flüchtlingshilfe zufolge leben in Griechenland derzeit rund 112.000 Flüchtlinge. Das neue Projekt von „HipHop4Hope“ richtet sich speziell an geflüchtete Jugendliche in Athen.

Christian Drewicke, Gründer und Leiter dieses Projektes, glaubt an die Kraft des Hip-Hops. Daran, dass diese Kultur das Leben der Menschen verändern kann. Dies lasse sich schon in der Entstehung der Hip-Hop Kultur sehen. „Die Hip-Hop Kultur ist etwas sehr Besonderes. Es ist eine Kultur, die in Folge der Unterdrückung afroamerikanischer Gemeinden in den USA entstanden ist. Die Essenz ist, sich einen eigenen Raum zu schaffen und sich eine eigene Stimme zu schaffen, weil man diese Stimme nicht hat. Und das ist bei Flüchtlingen genau dasselbe“, erzählt er. Ihm geht es vor allem darum, eine Gemeinschaft zu schaffen und einen Ort der Zugehörigkeit zu bieten.

„Zu hören: ,hey, du hast mir wieder Energie gegeben, etwas aus meinem Leben zu machen!', ist das größte Geschenk für mich."

Christian Drewicke
Die Hip-Hop Kultur sieht sich als frei von ethnischen, geschlechtlichen oder altersbedingten Grenzen.
Christian Drewicke tanzt seit 15 Jahren Hip-Hop.
Durch das gemeinsame Motivieren entstehen Erfolgsmomente und somit eine Gemeinschaft, in der sich alle frei fühlen können.
Filmnächte gehören zum Programm der Community Events.

Die Rolle des Tanzens im Unterricht

Der 28-jährige Tänzer leitet ein achtköpfiges Team, das die gleiche Leidenschaft teilt: Hip-Hop, um die persönliche Entwicklung von Jugendlichen zu fördern und diese zu inspirieren. Sie bieten kostenlose Kurse an, die für alle zugänglich sind. Durch regelmäßige Hip-Hop Tanzstunden soll die geistige und körperliche Gesundheit der Jugendlichen verbessert werden. Außerdem sollen grundlegende Werte wie Vertrauen, Respekt, Unabhängigkeit, Zusammenarbeit und Disziplin beim Tanzen gefördert werden. ,,Um Tanzen zu lernen, braucht man Disziplin. Die Tatsache, dass man sich beim Tanzen für manche Übungen anfassen muss, erzeugt Vertrauen. Um gemeinsam eine Choreografie zusammenstellen zu können, muss man mit dem Tanzpartner Kompromisse eingehen“, erklärt Christian Drewicke.

Die Lehrer*innen wenden verschiedene Methoden und Aufgaben im Unterricht an. Laut Christian Drewicke ist Aufgrund von Vertrauensbrüchen bei Flüchtlingen, der Respekt füreinander anfangs oft nicht vorhanden. Die Aufgabe, sich während dem Tanzen gegenseitig zuschauen und motivieren zu müssen, sei eine gute Übung, um Respekt innerhalb der Gruppe zu schaffen. Durch das Tanzen lerne man nicht nur, sich auszudrücken, sondern auch einander zuzuhören. ,,Tänzer haben so ein schönes Gefühl für Gemeinschaft. Sie trainieren zusammen, achten so sehr auf sich und müssen viel aufeinander hören", betont Christian Drewicke. Um die Kommunikation innerhalb der Gruppe zu fördern, stellt er oft die Aufgabe, ohne verbaler Kommunikation miteinander zu reden und sich nur mit dem Tanz auszutauschen.

Was ist Hip-Hop und wo kommt es her?

Hip-Hop ist eine Kultur, die in Folge der Unterdrückung afroamerikanischer Gemeinden in den USA entstanden ist. Sie hat ihren Ursprung in den frühen 1970er Jahren im New Yorker Stadtteil Bronx, welcher zu dieser Zeit voller Kriminalität, Armut und Arbeitslosigkeit war. Auch deshalb versteht sich Hip-Hop als Kultur, die auf der Straße gelebt wird. Die ursprünglichen Bestandteile der Hip-Hop-Kultur sind Rap, DJing, Breakdance (B-Boying) und Graffiti-Writing. B-Boying ist ein wichtiges Element der Hip-Hop-Kultur. Während das Rappen zur verbalen Auseinandersetzung mit der Umwelt genutzt wird, agiert das B-Boying körperlich. Das Tanzen ermöglichte eine gewaltfreie Art und Weise, um Konflikte zu klären. Gewonnen hat die Gruppe oder die Person mit der besten Körperbeherrschung und Kondition. Da aber die akrobatischen Bewegungen auf dem Boden, die man aus dem Breakdance kennt, schwer nachzumachen waren, und viele Menschen auch einfach zum Spaß tanzen wollten, wurde mit der Zeit immer aufrechter getanzt.

Das lokale „HipHop4Hope“-Team in Athen veranstaltet neben den Tanzstunden jeden Monat ein Community-Event, um die Gemeinschaft der Jugendlichen und die lokale Hip-Hop-Szene zu stärken. Bei den monatlichen Community-Events handelt es sich um Aktivitäten wie Filmnächte, Workshops oder Graffiti-, Rap- und Dance-Jams, um Brücken zwischen den Teilnehmer*innen und der Hip-Hop Szene zu bauen.

„Tänzer haben so ein schönes Gefühl für Gemeinschaft. Sie trainieren zusammen, achten gegenseitig so sehr auf sich und müssen viel aufeinander hören.“

Christian Drewicke

Die Möglichkeit, Jugendliche während ihrer Entwicklung begleiten zu dürfen, motiviert Christian Drewicke jeden Tag aufs Neue: „Zu hören: ,hey, du hast mir wieder Energie gegeben, etwas aus meinem Leben zu machen!', ist das größte Geschenk für mich." Das gesamte „HipHop4Hope"-Team arbeitet momentan noch auf freiwilliger Basis. Finanziert wird der Verein durch Spenden und Förderungen von Stiftungen. Ziel sei es jedoch, in naher Zukunft alle Lehrer*innen für die Arbeit bezahlen zu können. Darüber hinaus plant der Verein weitere Projekte in anderen Ländern.