Future Work 3 Minuten

Liebe KI, lass uns zusammenarbeiten

Das Bild zeigt ein von KI bearbeitetes Bild, auf dem eine Frau auf der linken Seite die Hand eines Wesens, einer KI, zu ihrer rechten hält. Beide laufen auf ein Bürogebäude zu.
Nicht du, nicht ich, sondern wir beide gemeinsam. | Quelle: Nina Hafner/Bearbeitung: Midjourney (KI)
10. Dez. 2025

Künstliche Intelligenz als Jobkiller? Eine Sorge, die viele teilen – auch ich. Dieser Brief richtet sich an die KI: nicht als Gegnerin, sondern als mögliche Partnerin. Denn meiner Meinung nach liegt die Zukunft der Arbeit im Miteinander statt im Gegeneinander.

Hinweis

Dieser Beitrag ist Teil eines Dossiers zum Thema "KI in der Arbeitswelt". Dazu gehören auch:

Liebe KI,

ich möchte bitte meinen Job behalten. Also, was heißt schon meinen Job – noch habe ich keinen. Aber ich studiere ja mit dem Ziel, irgendwann in der Unternehmenskommunikation zu arbeiten. Das heißt zum Beispiel Presseinformationen schreiben. Ich überlege, was relevant ist, wie man es verständlich formuliert und wie man die Inhalte sinnvoll zusammenfasst.

Das sind alles Dinge, die du auch kannst, aber im Gegensatz zu mir erledigst du das in Sekunden. Und dann frage ich mich: Was bleibt mir dann eigentlich noch? Bin ich dann nur noch die, die dich mit Daten füttert, kontrolliert, ob dein Text inhaltlich korrekt ist, und ihn dann verschickt? Ich weiß nicht so recht. Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Es heißt, diejenigen, die dich trainieren, sind schon Jahre in deiner Entwicklung voraus. Und das bereitet mir Sorgen – Sorgen, die viele Menschen haben. Menschen, die Magazine gestalten, ein Fließband steuern oder die Buchhaltung einer Firma verwalten. Und jetzt eben auch ich.

Klar, auch du kannst dich bei der Sortierung von Rechnungen mal irren, aber ganz ehrlich, wie wahrscheinlich ist das? Man sagt doch so schön: „Irren ist menschlich“ und das bist du nicht. Vielleicht schreibt jemand bessere Presseinformationen als du. Aber welches Gewicht wird der Inhalt haben, wenn du sie viel schneller schreiben kannst? Vielleicht kannst du sogar Varianten vorschlagen – in zehn verschiedenen Tonlagen, für zehn Zielgruppen. Aber spürst du, was gerade angebracht ist? Ob ein Thema sensibel ist, ob eine bestimmte Wortwahl unangepasst ist? Ich glaube, da habe ich noch einen Vorteil. Manchmal zählt eben nicht nur, was man schreibt, sondern was damit zwischen den Zeilen auch noch gesagt wird. Und da, wo bei dir nur eine weiße Lücke ist, steht für uns oft ganz schön viel: Wir verstehen Zwischentöne, erkennen Ironie, fühlen, wenn etwas nicht passt. Das ist vielleicht nicht messbar, aber entscheidend.

Und trotzdem bist du uns manchmal einfach voraus. Und genau deswegen eine gern gesehene Unterstützung. In der Medizin kannst du sogar Hautkrebs anhand von einer riesigen Datenbank an Fotos von Leberflecken erkennen. Das bedeutet: Wenn du mitarbeitest, dann geht die Diagnose vielleicht schneller und es ist mehr Zeit für andere Behandlungen. Aber damit du überhaupt helfen kannst, musst du wissen, wie ein Leberfleck aussieht, der Hautkrebs sein könnte und das lernst du von uns: Wir zeigen dir Fotos von Leberflecken und deren Befunde, damit du weißt, worauf du in Zukunft achten musst. 

Ich kann mich nicht von meinen Sorgen freisprechen. Aber ich denke, es liegt in unserer Hand, was wir dir beibringen, wie wir mit dir umgehen und wo wir deine Unterstützung in Anspruch nehmen. Vielleicht sollte man das ganze Thema anders sehen: Nicht, dass du diejenige bist, die uns Arbeitsplätze und Aufgaben streitig macht, sondern dass du unsere Assistentin bist, die jederzeit da ist und uns helfen kann. Wir sollten lernen, Hand in Hand zu gehen. Nur so können wir den Weg in die Zukunft beschreiten: als Team.

Auf unsere Zusammenarbeit
Nina