Mobiles Arbeiten 5 Minuten

Jenseits des Büros

Laptop steht auf einem Tisch im Coworking Space.
Mobiles Arbeiten bringt mehr Flexibilität in den Arbeitsalltag. | Quelle: Sarah Wagner
15. Mai 2024

Viele Arbeitnehmer*innen tauschen mittlerweile das Büro gegen die sogenannte „mobile Arbeit“ ein. Diese Entwicklung hat zur Entstehung neuer Arbeitsmodelle wie Homeoffice, digitales Nomadentum und Coworking Spaces geführt. Damit ergeben sich neue Möglichkeiten, aber auch Nachteile.

Noch vor nicht allzu langer Zeit sah das traditionelle Arbeitsmodell so aus: Man erscheint zu einer festen Zeit an seinem Arbeitsplatz, setzt sich an den immer gleichen, mit Familienfotos dekorierten Schreibtisch, arbeitet acht Stunden und geht wieder nach Hause. Diesem typischen „Nine-to-five-Job“ stehen heute viele weitere Arbeitskonzepte gegenüber. Vor allem während der Corona-Pandemie entwickelten Unternehmen Homeoffice-Methoden, um ihre Mitarbeitenden digital von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Obwohl es wieder möglich ist, ins Büro zurückzukehren, bleiben die neuen Konzepte bestehen. Das sogenannte „mobile Arbeiten“ hat sich etabliert und wird in verschiedenen Formen umgesetzt.

Das eigene Zuhause als Arbeitsplatz

Die Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten, also im „Homeoffice“, bietet viele Vorteile: Etwa Flexibilität innerhalb des Arbeitstages oder die Einsparung von Zeit für den Arbeitsweg. Allerdings fehlt der tägliche persönliche Austausch mit Kolleg*innen, was zu Gefühlen der Isolation führen kann. Außerdem verschwimmen hier häufig die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Um diesen Herausforderungen aus dem Weg zu gehen, bevorzugen viele Menschen das „Hybride Arbeitsmodell“, wie eine Befragung aus dem Jahr 2022 zeigt: 65% der Befragten möchten in Zukunft gerne teilweise im Büro und teilweise im Homeoffice arbeiten.

Infografik über die Arbeitsmodelle Homeoffice, Hybrides Modell, Digitale Nomaden und Coworking Spaces
In der modernen Arbeitswelt gibt es unterschiedliche Arbeitsmodelle.
Quelle: Sarah Wagner

Die flexible Alternative zum klassischen Büro

Eine weitere Möglichkeit außerhalb des Büros zu arbeiten, ist ein Coworking Space. Hier kann man sich nach Tarif Arbeitsplätze in einem Gemeinschaftsbüro mieten und die Infrastruktur wie Internet, Drucker oder Besprechungsräume nutzen.

Alexander Bernhard ist einer der Mitgründer des Impact Hub Stuttgart. Das ist ein Coworking Space, der insbesondere für Menschen gedacht ist, die ihre Geschäftsmodelle mit sozialen und ökologischen Zielen verbinden und einen positiven „Impact“ erzielen möchten. Sie kommen hier zusammen, um an ihren unterschiedlichen Projekten zu arbeiten und sich dabei auszutauschen. „Unser Community Management kümmert sich darum, dass Leute hier die richtigen Kontakte finden, dass sie miteinander vielleicht gemeinsame Projekte starten oder schnelles Feedback bekommen“, erzählt Alexander. Diese Netzwerkeffekte können genutzt werden, um sich bei Fragen wie: „Wie finanziere ich mein Start-up?“ gegenseitig zu unterstützen.

Alexander weist jedoch darauf hin, dass Coworking auch gewisse Nachteile haben kann. So können Meetings zwar in einer Telefonzelle oder einem Meetingraum abgehalten werden, eine absolute Privatsphäre kann hier aber nicht garantiert werden. Zudem kann der Austausch mit anderen Coworkern dazu führen, dass man bei der Arbeit abgelenkt wird.

Wenn die Welt zum Büro wird

Es geht aber auch anders: Kathy (@nomad.kathy) hat für sich festgestellt, dass der „Nine-to-five-Job“ und das Warten auf das Wochenende nicht mehr zu ihr passen. Schließlich ging sie das Risiko ein, kündigte ihre Führungsposition und startete ihre Weltreise in Kanada. Heute führt Kathy das Leben einer digitalen Nomadin. Für sie bedeutet das, ohne festen Wohnsitz von überall auf der Welt aus arbeiten zu können. Einzige Voraussetzung: WLAN, ihr Laptop und Strom. Um günstig zu wohnen, kümmert sie sich um Häuser und Haustiere, während deren Besitzer im Urlaub sind. Das nennt sich „House-Sitting“. So wechselt sie alle paar Wochen ihren Wohnort: Mal lebt sie in einem abgelegenen Ort in New York, mal in einem Haus mit Pool in Las Vegas.

Kathy steht auf einer Aussichtsplattformen über den Dächern New Yorks.
Ob New York, Australien oder Kanada – Kathy ist überall zu Hause. | Quelle: @nomad.kathy
Arbeiten mit Laptop und Kaffeetasse mit Aussicht auf die Berge
Als digitale Nomadin hat Kathy beim Arbeiten oft schöne Aussichten. | Quelle: @nomad.kathy
Hund auf Terrasse mit Sonnenuntergang
Um günstig zu wohnen, kümmert Kathy sich um Häuser und Haustiere, während deren Besitzer im Urlaub sind. | Quelle: @nomad.kathy

Ihr Einkommen verdient Kathy als Freelancerin. Sie bietet Dienstleistungen wie Social-Media-Management, Contentwriting oder Website-Management an. Zusätzlich entwickelt sie ihr eigenes „Digitale Nomaden Coaching“, um ihr Wissen zu teilen und anderen dabei zu helfen, diesen Lebensstil umzusetzen.

Diese Art der Arbeit bedeutet für sie große Freiheit: „Du bist so flexibel. Wenn die Sonne scheint, kannst du für zwei Stunden draußen wandern und dafür abends nochmal arbeiten.“ Gleichzeitig fällt ihr dadurch eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit schwer. Sie betont, dass sie nicht nur ständig Urlaub macht, wie manche vermuten. So erinnert sie sich an eine Situation auf einem Campingplatz, auf dem sie an einem Tag acht Stunden arbeitete, während andere Gäste wanderten oder Rad fuhren. Für Kathy ist es das aber wert. Sie ist nicht nur ortsunabhängig und zeitlich flexibler, sondern auch viel zufriedener mit ihrem Arbeitsalltag.

„Du bist so flexibel. Wenn die Sonne scheint, kannst du für zwei Stunden draußen wandern und dafür abends nochmal arbeiten.“

Kathy von @nomad.kathy

Ob im Büro, zu Hause, in einem Coworking Space oder überall auf der Welt, eines steht fest: Die moderne Arbeitswelt ist flexibler und mobiler geworden. Wer also nicht mehr jeden Tag acht Stunden am gleichen, mit Familienfotos dekorierten Schreibtisch im Büro arbeiten möchte, hat heute viele andere Optionen. Diese bringen aber auch Nachteile wie weniger soziale Kontakte oder eine schwierigere Trennung von Arbeit und Freizeit mit sich. Man muss sich also fragen, was man bereit ist, für mehr Flexibilität aufzugeben.