Skitourismus 8 Minuten

Der Berg ruft, das Konto weint

Skifahrerin mit Sparschwein in der Hand
Diese Saison kostet ein Sechs-Tages-Skipass durchschnittlich 15,63 Euro mehr als im Winter 2024/25. (Symbolbild) | Quelle: Pia Hack
10. Dez. 2025

Pulverschnee, Pistenspaß, Preisschock - die Kosten für einen Skiurlaub bewegen sich seit Jahren steil bergauf. Geschimpft wird viel, nachgehakt wird kaum. Was bezahlt man diese Saison für eine Woche Skiurlaub? Wie steht es wirklich um Seilbahnbetreiber*innen und Hotelbesitzer*innen? Und hat der Skitourismus eine Zukunft?

Hinweis: Die Daten im folgenden Beitrag sind Durchschnittswerte. Die Kosten für einen Skiurlaub werden am Beispiel des Après-Ski-Orts Sölden berechnet, der unter Studierenden besonders beliebt ist.

Eine Woche lang Pulverschnee, Sonnenstrahlen, gutes Essen und Après-Ski-Spaß in Sölden – darauf freuen sich diesen Winter zahlreiche Skiurlauber*innen. Viele kennen die Situation: Schon früh morgens wird die Talstation erreicht. Auf der Piste glitzert und funkelt der Schnee in strahlendem Weiß. Die Sonne blitzt hinter den Bergen hervor. Die Bergluft ist frisch und kalt. Es riecht nach Schnee. Auch meine Freund*innen Mia, Eva, David und ich können es kaum erwarten, wieder auf Skiern zu stehen. Doch als wir beim Buchen unseres gemeinsamen Skiurlaubs herausfinden, dass wir diese Saison für einen Sechs-Tages-Skipass in Sölden 451 Euro bezahlen müssten, sind wir geschockt. War Skifahren vor ein paar Jahren nicht deutlich günstiger?

Tatsächlich lag der Durchschnittspreis für einen Sechs-Tages-Skipass in der Hauptsaison 2015/16 in Österreich laut dem Portal Snowplaza bei 230,50 Euro. Zehn Jahre später kostet ein Skipass unter gleichen Bedingungen fast das Doppelte, nämlich 405,14 Euro

Kleine Skigebiete sind meistens günstiger. Die größeren Skigebiete bieten dafür mehr Pistenvielfalt, häufig eine höhere Schneesicherheit sowie eine besser ausgebaute Infrastruktur an Restaurants und Après-Ski-Möglichkeiten. | Quelle: Snowplaza, Grafik: Pia Hack

Seilbahnen auf der Überholspur

Jürgen Schmude, Professor für Tourismusforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, sieht dafür folgende Gründe: Zum einen würden die allgemeinen Preissteigerungen nach der Pandemie auch bei Skigebietsbetreiber*innen zu gestiegenen Material- und Personalkosten führen. Zum anderen gebe es eine zunehmende Technisierung: Lifte und Seilbahnen würden immer komfortabler werden. Inzwischen seien dort Heizungen oder Lautsprecher verbaut. Somit sei der technische Standard in dieser Branche extrem hoch und die Betreiber*innen stünden in Konkurrenz zueinander. 

Doch dass die Sitzbänke in Liften und Gondeln beheizt sind, ist nichts Neues mehr. Schmude erklärt, dass sich die große Masse an Skifahrenden an dem orientiere, was mittlerweile schon Standard geworden ist. Dementsprechend seien die Erwartungen der Tourist*innen recht hoch. „Die Bahnen müssen schneller werden, es soll keine Anstehzeiten mehr geben und sie müssen bequemer werden. Das kostet alles Geld“, erklärt Michael Tagwerker, Geschäftsführer der Fachgruppe Seilbahnen der Wirtschaftskammer Vorarlberg. 

„Die Bahnen müssen schneller werden, es soll keine Anstehzeiten mehr geben und sie müssen bequemer werden. Das kostet alles Geld.“

Michael Tagwerker, Geschäftsführer der Fachgruppe Seilbahnen der Wirtschaftskammer Vorarlberg

Laut ihm führen außerdem zwei weitere Punkte zu den Teuerungen der Skipässe: Nicht nur die hohen Energiekosten der sehr energieintensiven Seilbahnen seien ein Preistreiber, sondern auch die Kosten für die Instandhaltung, für die es in Österreich strenge Bestimmungen gebe.

„Da kann man nicht mehr auf die Natur vertrauen“

Wenn meine Freund*innen und ich in unserem Skiurlaub schließlich die erste Abfahrt nehmen würden, würden wir am Pistenrand unzählige Schneekanonen entdecken. Auch sie tragen zur Preiserhöhung bei, sind inzwischen aber notwendiger Bestandteil in vielen Skigebieten der Alpen geworden. 

Prognosen des Expertenforums „Klima.Sport.Schnee." zufolge ist der Temperaturanstieg im Vergleich zum vorindustriellen Niveau in den Alpen deutlich höher. Bis Ende 2024 betrug die mittlere Erwärmung in Deutschland 2,5 Grad, in Österreich 3,1 Grad und in der Schweiz 2,9 Grad. Aus diesem Grund werden laut dem Umweltbundesamt Niederschläge in mittleren Höhenlagen bis 2050 vermehrt in Form von Regen statt Schnee vorkommen und die natürliche Schneesicherheit nimmt ab.

Schon jetzt schaffe der technische Schnee die Grundlage und Sicherheit, damit die Betreiber*innen die wichtigsten Pisten öffnen und in Betrieb halten können. Michael Tagwerker betont: „Das ist ein hartes Business und da kann man nicht mehr auf die Natur vertrauen.“

Doch die technische Beschneiung braucht viel Energie. Nach Angaben des Deutschen Skiverbands (DSV) braucht ein Hektar Pistenfläche (=2,5 Fußballfelder) bei 30 Zentimeter Schneehöhe circa 20.000 Kilowattstunden Energie. Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt verbraucht um die 4.000 Kilowattstunden pro Jahr, also nur ein Fünftel dessen. Für den Bau einer modernen Beschneiungsanlage rechnet der DSV mit ungefähr 650.000 Euro pro Kilometer beschneiter Piste. Die jährlichen Unterhaltungskosten dieser Pistenlänge belaufen sich dann auf circa 35.000 Euro. 

Herausforderung Hotellerie

Nach den ersten erfolgreichen Abfahrten am Morgen käme bei Mia, Eva, David und mir langsam Hunger auf. In Sölden gibt es viele Einkehrmöglichkeiten auf der Piste, unter anderem die „Panorama-Alm“. Wenn wir uns dort beispielsweise für ein Schnitzel und ein kleines Bier entscheiden würden, würden wir dafür 30,90 Euro bezahlen. Bei Currywurst mit Pommes und einer Apfelschorle würde uns das Mittagessen 25,60 Euro kosten. Auch hier stellen wir fest, dass die Preise um einiges gestiegen sind. 

Restaurants und Hotels spüren die Auswirkungen der Inflation ebenfalls in Form von gestiegenen Energie- und Personalkosten. Dazu kommt der verteuerte Wareneinsatz. Laut Martin Stanits, Sprecher der Österreichischen Hotelvereinigung, werde sehr gern regional und saisonal eingekauft, was die Preise nochmal verteuere. „Das ist ein Problem, das an den Endkunden weitergegeben wird“, meint Jürgen Schmude, Professor für Tourismusforschung. 

Am Abend würde es für meine Freundesgruppe und mich ins Hotel gehen. Eine Option wäre das Drei-Sterne-Hotel „Geierwallihof“, 15 Minuten von Sölden entfernt. Dort würde uns eine Nacht mit Halbpension knapp 140 Euro pro Person kosten. Für die meisten Hotels direkt in Sölden in der Nähe des Lifts müssten wir schnell den doppelten Preis bezahlen.

Recherchen auf Booking.com zufolge bezahlt man für Hütten, Ferienwohnungen oder Drei-Sterne-Hotels in Österreich durchschnittlich zwischen 60 und 130 Euro pro Nacht und Person. Für Vier-Sterne-Hotels und luxuriösere Unterkünfte liegt der Preis zwischen 100 und 400+ Euro. Je nach Anbindung des Hotels zur Piste, dem gewählten Angebot (Frühstück, Halbpension, Vollpension), der Sterneanzahl des Hotels sowie dem Reisezeitraum ändern sich die Kosten für einen Skiurlaub.

Was die Nächtigungszahlen in Hotels betrifft, sei Österreich laut Martin Stanits auf Rekordkurs. Doch von den Umsätzen her würden sich die Hotels immer noch unter dem Vorkrisenniveau von 2019 befinden. Wenn ein Gast komme, entstünden in erster Linie Kosten. Dabei müsse am Ende ein Gewinn herausspringen und das sei nicht immer gegeben, betont er. Ein Grund dafür: Das Angebot der Hotels werde in der Nebensaison nicht ausreichend nachgefragt, während die Kosten für die Unterhaltung der Hotels weiterlaufen würden. Außerdem sind die meisten Hotels Saisonbetriebe, das macht die Situation noch schwieriger. „Es ist ein Pokerspiel, wenn man die Mitarbeiter saisonbedingt nicht halten kann und im nächsten Jahr wieder neue anstellen muss“, sagt Stanits.

„Es ist ein Pokerspiel, wenn man die Mitarbeiter saisonbedingt nicht halten kann und im nächsten Jahr wieder neue anstellen muss.“

Martin Stanits, Sprecher der Österreichischen Hotelvereinigung

Beim Buchen unseres Skiurlaubs stellen meine Freund*innen und ich schlussendlich fest, dass wir für sechs Tage Skiurlaub in Sölden im Schnitt 1.351 Euro bezahlen müssen.

Das Diagramm zeigt eine beispielhafte Kostenverteilung mit Durchschnittspreisen. Für das Ausleihen von Skiausrüstung, einen Skikurs oder Après-Ski können weitere Kosten anfallen. | Quelle: Pia Hack

Gibt es die eine Lösung?

Angesichts des Klimawandels fragen wir uns, wie die Zukunft der Skigebiete aussehen wird. Der Tourismusforscher Jürgen Schmude ist der Ansicht, dass es weiter Wintertourismus geben wird, aber wahrscheinlich nicht mehr überall Wintersporttourismus, sondern eher Wintertourismus mit anderen Aktivitäten. Oberstdorf geht mit gutem Beispiel voran: Dort kann man abseits der Piste Rodeln, im Iglu übernachten oder Pistenraupe fahren. 

Den Transformationsprozess des Wintersporttourismus bezeichnet Schmude als komplex. Er nimmt einen Trend hin zum Ganzjahrestourismus wahr. In einigen Winterdestinationen setze man wieder vermehrt auf Wander- und Radtourismus oder entwickle sich in Richtung Events oder Wellness. Letztendlich müsse man für jede Destination eine maßgeschneiderte Lösung für die Zukunft suchen. „Das braucht Gehirnschmalz, das braucht Zeit und das braucht Geld“, meint Schmude.  

Mit diesem Hintergrund haben Mia, Eva, David und ich nun Verständnis für die höheren Preise. Trotzdem ist klar, dass der Skisport inzwischen ein recht teures Hobby geworden ist. Vor allem für Studierende ist es nicht selbstverständlich, sich eine Woche Skiurlaub leisten zu können. Umso mehr schätzen wir unsere Möglichkeit, Skifahren gehen zu können, und werden die Bergluft und die sonnigen Tage in voller Länge genießen.