Tamponsteuer

Wie Tampons das männliche Ego in die Knie zwingen

28. Jan. 2021
Frauen sind erbärmlich, prall gefüllte Eier plötzlich ein Problem und Feministen nerven „übelst“. Die Debatte um die Tampon-Steuer zeigt, was passiert, wenn Männer bei Frauenproblemen mitsprechen wollen. Eine Sammlung der dümmsten Twitter-Kommentare.

Frauenprobleme – damit wollen Männer meist nichts am Hut haben. Schließlich hat das stärkere Geschlecht ja grundsätzlich Wichtigeres zu tun. Probleme rund um das Thema Periode halten Männer für irrelevant, für überzogen oder gar für eklig. Es sei denn, aus der scheinbaren Schwierigkeit entpuppt sich ein Vorteil für die Frau, so wie jetzt: Großbritannien hat die Steuer auf Tampons aufgehoben – komplett. Da wird der ein oder andere von seinem kratzenden Ego geweckt. Um seinem Ärger Luft zu machen, scheint Twitter die perfekte Plattform zu sein. Dort laufen Sexist und Prolet Hand in Hand.

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Besonders bemitleidenswert ist der Verfasser dieses Kommentars. Er hat ein Problem, das für uns Frauen kaum nachzuvollziehen ist: prall gefüllte Eier. Ähnlich wie bei der Periode geht es also um eine Flüssigkeit, die der Körper ausscheidet. Ein herrlicher Vergleich zwischen Ejakulation und Menstruation. Jedoch scheitert dieser kläglich, da es bei der Tampon-Steuer nicht um Verhütung, sondern um Hygiene geht.

Für eine Steuersenkung auf die essenziellen Hygieneprodukte wird schon seit mehreren Jahren gekämpft. Eine Frau kann nun mal nichts für die Party, die einmal im Monat in ihrem Uterus veranstaltet wird. Ein Verzicht auf Tampons, Binden und Co wäre nicht nur für die Frau, sondern auch für ihr Umfeld mehr als unangenehm. Schließlich sorgen diese dafür, dass die Feier nicht aus dem Ruder läuft – im wahrsten Sinne des Wortes. Dass Periodenprodukte in Deutschland als Luxusgüter und deshalb mit 19 Prozent versteuert wurden, ist absurd. Luxuriös, das sind Designer-Waren, Delikatessen oder Elektronik – doch Hygieneartikel wohl kaum.

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Trotz all der logischen Argumente, die für die Steuersenkung sprechen, versucht Twitter-User Nummer zwei gar nicht erst mit Sachlichkeit zu punkten. Ein klares Statement, das sein verzerrtes Frauenbild auf den Punkt bringt. Aber natürlich, wie erbärmlich sind wir Frauen bloß, dass wir für notwendige Hygieneprodukte weniger bezahlen wollen.

Doch auch die Politik in Deutschland sah letztendlich Änderungsbedarf und senkte Anfang des vergangenen Jahres die Mehrwertsteuer auf Tampons, Binden und Co von 19 auf 7 Prozent. Ein stolzer Tag für die Frau. Doch ein trauriger für den Mann, wie es scheint. Hunderte verletzte Männer-Egos meldeten sich auf der Social-Media-Plattform Twitter zu Wort.

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Vor lauter Aufregung ist Jens womöglich auf die Shift-Taste gekommen. Ganz in Rage war es für ihn dann auch nicht mehr möglich, einen Zusammenhang zwischen Periodenschmerzen und Periodenprodukten herzustellen. Ein ziemlich hoher Testosteron-Ausschuss bei einem Thema, das für Männer doch so unnötig scheint.

Es fragt sich bloß wieso. Nimmt man ihnen etwas weg? Müssen sie selbst tiefer in den Geldbeutel greifen? Alle Fragen können mit einem einfachen und klaren Nein beantwortet werden. Kämpft man sich durch all die Kommentare unter #Tamponsteuer, stellt sich die Frage, wo Argumente und Hirn geblieben sind. Hat das männliche Geschlecht überhaupt schon mal etwas von dem Begriff „konstruktive Kritik“ gehört?

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So lehnt der letzte Kandidat die komplette Existenz einer Tamponsteuer ab und verfehlt damit leider den Kern der gesamten Debatte. Denn dass Tampons und Co als Luxusgut versteuert wurden, aber Trüffel – das Luxuslebensmittel schlechthin – nicht, ist mehr als fragwürdig. Unnötig und nervend sind hier eher die männlichen Twitter-User, die argumentlos mitsprechen wollen.