Meinung

Kann die Kunst Kriege stoppen?

01. Juli 2022
Ein Projekt der HdM druckt Poster und Jutebeutel mit Antikriegsbotschaften - doch können diese wirklich etwas bewegen? Ein Kommentar, warum jegliche Form der Kunst wichtig für die Politik ist.

„Make art, not war“ steht auf den Postern, die der Siebdruck-Kurs der Hochschulde der Medien (HdM) am Donnerstag während der MediaNight als Semesterarbeit ausstellt. Die Idee sei, durch die Designs auf den Krieg in der Ukraine aufmerksam zu machen, so Bernhard Michl, der das Projekt betreut. Studentin Mallory erklärt zudem, die aufgedruckten Friedenssymbole setzen ein Zeichen für freie Medien. Doch kann Kunst überhaupt so viel Einfluss verüben?

Ein häufiger Vorwurf an die Kunst ist, sie könne keinen greifbaren Beitrag zur Politik leisten. Und das mag ja bis zu einem gewissen Grad der Wahrheit entsprechen. Denn ganz ehrlich: bisher wurde noch keine*r Politiker*in durch ein Gemälde oder einen Song bekehrt. Allerdings ist Kunst viel mehr für die Gesellschaft zugänglich als die Politik, denn jeder hat Zugriff auf sie. Dort übt sie am meisten Einfluss. Kunst erreicht die breite Masse. Und das macht sie so mächtig.

Allein in der Geschichte konnte Kunst sich bereits oft als Waffe beweisen. Ein Beispiel ist die Swing-Jugend: Eine Jugendkultur, die allein durch ihr alternatives Auftreten und die Vorliebe zu einer Musikrichtung so ein zäher Dorn im Auge der Nazis war, dass Swing-Musik in Deutschland größtenteils verboten wurde; Kunst als Art des Non-Konformismus, der sogar einer diktatorischen Regierung Angst bereitete, ohne explizit politisch zu werden. Und erst kürzlich gewann die Ukraine mit einem emotionalen Lied über den Krieg den Eurovision Song Contest 2022. Ein klares politisches Statement Europas an den Aggressor Russland.

Doch am bedeutendsten ist wohl die Wirkung der Kunst auf die Menschen. In Krisenzeiten schafft sie Hoffnung, gibt Kraft und setzt ein (nicht immer offensichtliches) Zeichen. Kunst kommuniziert; wenn auch anders als Politik. Doch vielleicht ist gerade ein kreatives Herangehen an politische Konflikte sogar weitaus zielführender als das sich ständig wiederholende Standardgerede irgendwelcher Politiker.

In der aktuellen Situation beweist sich auf ein Neues, dass Kunst aus der Politik nicht herauszudenken ist. Ob als Form des Selbstausdrucks, als Statement an Regierungen oder eben als Poster mit Friedensbotschaften- Kunst bewegt und sie schafft Veränderung. Vielleicht auch nur als Tropfen auf dem heißen Stein. Aber wie sagt man so schön? Manchmal sagen Bilder mehr als tausend Worte.