Bierkultur 3 Minuten

Bierkultur in Stuttgart – ein Trend im Wandel

Mischgetränk wird eingeschüttet
Immer mehr Menschen greifen auf Mischgetränke zurück. | Quelle: Valerie Seizer
15. Mai 2024

Der Bierkonsum in Deutschland sinkt seit mehreren Jahren. Vor allem die jüngeren Generationen greifen häufiger zu Mischgetränken. In Stuttgart soll wieder mehr Bier als Mischgetränke konsumiert werden. Ein Kommentar über den drohenden Verlust der Stuttgarter Bierkultur.

In Deutschland und auch in Stuttgart wird immer weniger Bier getrunken. Seit Jahren sinkt der Bierabsatz, obwohl die Geschichte des Bieres weit zurückreicht und eng mit der Tradition, dem Handwerk und dem gesellschaftlichen Leben in der Region Stuttgart verbunden ist. Bier trinken in Stuttgart bedeutet mehr, als nur auf den Wasen zu gehen. Auch wenn sonst gefeiert wird, sollten wir uns Gedanken darüber machen, warum wir zum Mischgetränk statt zum Bier greifen. Durch den Bierkonsum werden auch die lokalen Brauereien unterstützt, die in Stuttgart immer noch ihren Standort haben. 

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Stuttgarts Bierkultur

Die lange Tradition des Bieres sollte in Stuttgart bewahrt werden.Schon seit dem 19. Jahrhundert wird in Stuttgart Bier gebraut und getrunken. Lokale Brauereien, wie die Schönbuch Braumanufaktur, gegründet 1823 und Dinkelacker – Schwaben Bräu gegründet im Jahr 1888, findet man auch heute noch in Stuttgart und Umgebung. Die ersten Aufzeichnungen von Bier in Stuttgart gab es sogar schon im 16. Jahrhundert. Hier lieferten Mönche Bier an den fürstlichen Hof. 1833 entstand daraus der „Hoflieferant“ und 1933 die Umbenennung in Stuttgarter Hofbräu. Das alles liest man auf der Website der Stuttgarter Hofbräu Brauerei.

Doch trotz dieser tief verwurzelten Tradition ist ein Trend zu beobachten: Immer weniger Menschen konsumieren, laut dem Statistischen Bundesamt, Bier. Der Bierabsatz ist im Jahr 2023, im Vergleich zum Vorjahr, um 4,2 % gesunken. Im Vergleich zum Jahr 2013 sogar schon um 11,5 %. Warum ist das so?

Die Alternativen zu Bier steigen

In Stuttgart gibt es viele lebhafte Kneipen und vor allem in der Innenstadt bieten sich zahlreiche Orte an, wo das lokale Bier genossen werden kann. Fragt man bei jungen Menschen nach, hört man oft, dass ihnen Mischgetränke besser schmecken und sie deshalb weniger Bier trinken. Bei einer Umfrage in der Stadtmitte wird mir erzählt, dass dies der Hauptgrund ist um immer weniger Bier zu trinken. Durch die Geschmackssache wird das Mischgetränk vorgezogen. Auch in dem Umfeld junger Leute werden mehr Alternativen als Bier konsumiert und damit gehören sie seit Jahren zu einer Mehrheit. Um wieder mehr Bier zu trinken, kann auf Biermischgetränke umgestiegen werden. Ein Radler oder andere Biermischgetränke schmecken anders als reines Bier. So werden verschiedene Geschmäcker angesprochen. 

Laut einer Studie aus dem Jahr 2015 tranken Menschen im Alter zwischen 18 und 24 im Vergleich am wenigsten Bier. An der Spitze des Bierkonsums standen die 45-54-Jährigen. Bier trinken ist mittlerweile eine Generationensache. Jedoch sollte das nicht so sein. Auch jüngere Menschen können öfter wieder Bier trinken. Es muss wieder auf die Generationen angepasst werden. Bier kann zum Beispiel durch neue Designs und neuen Geschmacksrichtungen wieder ansprechend werden. 

Anstoßen von Mischgetränken und Bier
Viele greifen heutzutage lieber auf Mischgetränke und Cocktails zurück.
Quelle: Valerie Seizer

Immer mehr Menschen bevorzugen andere Getränke als Bier, egal ob alkoholisch oder anti-alkoholisch. Einer Studie nach, die Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien in Auftrag gegeben hat, haben sich 2023 42  % der Befragten Männer für das Bier als liebstes alkoholische Sommergetränk entschieden und bei den Frauen stand das Bier an zweiter Stelle. Mehr als die Hälfte entschied sich für andere Drinks.  Es gibt mehrere Faktoren, die diesen Rückgang des Bierkonsums erklären könnten. Der größte Faktor wird jedoch wohl die Vielfalt der Getränkeauswahl sein. Mit einer Fülle von Craft-Bieren, exotischen Cocktails, hochwertigen Weinen und einer großen Anzahl an alkoholfreien Getränke haben Verbraucher eine größere Auswahl an Alternativen. Craft-Bier gibt es seit 1978 und hat seinen Ursprung in den USA. Cocktails hingegen gibt es schon, seitdem Spirituosen hergestellt werden. Jedoch kam der klassische Cocktail, wie wir ihn heute kennen, erst Ende des 19. Jahrhunderts nach Europa. Neu sind diese Alternativen also nicht, aber der sinkende Konsum von Bier beweist, dass immer mehr Menschen auf diese Alternativen zurückgreifen. Damit sind jedoch nicht nur alkoholische Alternativen gemeint. Immer mehr Menschen greifen auch auf alkoholfreie Getränke zurück. Hier bietet sich alkoholfreies Bier oder andere Getränke der lokalen Brauereien an. Viele produzieren zusätzlich zum Bier mittlerweile auch Erfrischungsgetränke. Das bekannteste ist wahrscheinlich die Paulaner-Spezi.

Ein anderer Punkt könnten auch die steigenden Bierpreise sein. Da Bier immer teurer wird und somit preislich an andere alkoholische Getränke heranrückt, wird wohl öfter auch die Alternative gewählt. Durch einen geringen Unterschied im Preis wird das alkoholisch stärkere Getränk gewählt. Im Jahr 2023 ließ sich einer der stärksten Preisanstiege der letzten Jahrzehnte beobachten. Der Preis stieg im Vergleich zum Vorjahr um 11,6 %. Auch der Staat kann etwas tun, um die Brauereien finanziell zu unterstützen, damit die Preise wieder angepasst werden können. Somit können die Preise wieder weniger abschreckend wirken und der Konsum des Biers wieder angekurbelt.

Frühlingsfest auf dem Canstatter Wasen 2024
Frühlingsfest auf dem Canstatter Wasen 2024
Quelle: Valerie Seizer

Traditionsfeste fördern den Bierkonsum

Dank Volksfesten und anderen Traditionsfesten kommen trotzdem immer noch genug Bierliebhaber zusammen. Der Stuttgarter Wasen und das Frühlingsfest sind für Bier bekannt. Die festliche Eröffnung findet immer mit einem traditionellen Fassanstich statt, daran erkennt man, dass Bier eine große Rolle spielt. Für die Menschen, die dort arbeiten, gehören die klassische Maß, also der Liter Bier, einfach dazu. Bier ist in den Zelten immer noch das Standard-Getränk und es ist die Ausnahme, wenn ein Mischgetränk konsumiert wird. Hier wird in Überzahl Bier bestellt und getrunken. Aber warum hat es fast nur noch auf den Volksfesten diese Tradition? 

Stuttgarts und auch deutsche Brauereien brauchen es, dass wieder mehr Bier konsumiert wird, auch außerhalb der Volksfeste. Stuttgart braucht eine neue Bierkultur und dafür auch die Menschen, die bereit sind etwas dafür zu tun.

Außerdem ist Bier gesünder als andere Mischgetränke. Es hat weniger Kalorien und ist meistens sogar vegan. Wenn man Bier aus lokalen oder deutschen Brauerein trinkt, ist der Transportweg geringer und spart somit CO2. Also spricht mehr als der Geschmack für deutsches Bier. 

Das Stuttgarter Bier und die verbundene Kultur soll nicht aussterben. Wir können unsere lokalen Brauereien unterstützen, indem wir mal wieder öfter zum Bier greifen und nicht zu anderen alkoholischen Alternativen. Das Bier soll in Stuttgart nicht verloren gehen. Zusammen können wir den Trend des Bierkonsums umkehre, die lokalen Brauereien unterstützen und die Bierkultur für zukünftige Generationen schmackhaft machen.