Green Start-ups

Wie geht nachhaltiges Wirtschaften heute?

Viele Start-ups setzen auf Nachhaltigkeit.
03. Dez. 2021
Der Trend zum nachhaltigen Wirtschaften wird immer populärer. Doch wie wird ein Start-up grün? Was heute zählt und welche neuen Möglichkeiten sich eröffnen: Drei Start-up Gründerinnen im Interview.

Lisa Scherer, Alumna der Hochschule der Medien, gründete kurzerhand ihr eigenes grünes Start-up. Ihre Idee: Nachhaltiges Verpackungsmaterial aus Spelzen. Spelzen sind die Hülsen getrockneter Getreidekörner. Dieser biologische Reststoff kann als Styroporersatz für Verpackungen dienen, da Spelzen gut isolieren können und stoßdämpfende Eigenschaften haben. Bereits vor zwei Jahren entwickelte sie das Konzept beim Experimentieren mit Cellulose-Schäumen an der Hochschule.

Inzwischen ist Lisa nicht mehr alleine mit Ihrer Idee: Sophia Scherer, Nils Bachmann und Henning Tschunt stellen gemeinsam mit ihr das vierköpfige Team des Start-ups PROSERVATION.

„Wir möchten für frischen Wind in der Branche sorgen und neue Denkanstöße geben. Dafür bewahren wir uns den Mut zu Neuartigkeit und Originalität.“

PROSERVATION

Das Team hat sich früh auf fünf Ideale geeinigt. Unter anderem auf: „Frische und Kreativität - Wir möchten für frischen Wind in der Branche sorgen und neue Denkanstöße geben. Dafür bewahren wir uns den Mut zu Neuartigkeit und Originalität.“

Fashion & Nachhaltigkeit - wie passt das zusammen?

Tanja Kosar ist Gründerin von CEO GENE, einem Onlineshop für nachhaltige Businessmode für Frauen. Sie hat ihre persönliche Einstellung zur Förderung nachhaltiger Mode konsequent in ihrer Unternehmensidee umgesetzt. „Es ist ein Reifeprozess - bis man an den Punkt kommt und sagt: ‘Ich hab's!‘. Und dann spürt man mit jeder Faser, dass der Drang, die Idee in die Realität umzusetzen größer ist als die Angst vor einer Niederlage.“ Leidenschaft, Mut und Durchhaltevermögen gehören dazu, wenn man seine Gründungsidee in die Tat umsetzen will.

Und welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in grünen Unternehmensprozessen? Laut Tanja Kosar höre Nachhaltigkeit in der Bekleidungsindustrie nicht bei der Textilauswahl auf: „Nachhaltigkeit ist ein komplett geänderter Blickwinkel auf das große Ganze.“

Nachhaltigkeit im Start-up von Moana Brase
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Nachhaltigkeit im Start-up - am Beispiel der Bekleidungsindustrie | Quelle: Inhalt: Auszug aus Interview mit Tanja Kosar, Gründerin CEO GENE. Grafik: Moana Brase

Als Ratschlag für den Start gibt sie weiter: „Manchmal ist die initiale Idee nicht erfolgreich und zwingt die Gründer umzudenken. Viele geben an diesem Punkt auf, anstatt die Idee zu justieren. Ein unperfektes Produkt, eine unperfekte Idee, kann sich auch mit der Zeit in etwas Perfektes entwickeln. Wichtig ist, einfach mal anzufangen!“

Das gesteigerte Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist heute in vielen Entwicklungen unserer Gesellschaft spürbar. Besonders in den letzten Jahren beobachtet man: Nachhaltigkeit wird für Unternehmen immer wichtiger. Wirtschaftlicher Erfolg steht immer enger im Zusammenhang mit nachhaltigem Handeln. Laut Statista 2018 sind inzwischen ein Viertel der Start-ups grün.

Grünes Wirtschaften? Das ist nun also nicht länger eine Frage der Ehre. Der Markt für Wirtschaftsunternehmen weltweit ändert sich. Nachhaltigkeit - ein nicht mehr wegzudenkender Wertebegriff, der vieles umfasst. Doch was heißt das eigentlich genau?

Nachhaltigkeit - Was heißt das eigentlich?

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Laut dem Statista Dossier von 2018 zu ökologischer Nachhaltigkeit in deutschen Unternehmen sind nachhaltige Produkte in jeder Branche immer gefragter. Dies beobachtet Johanna Kutter besonders häufig bei Start-up Gründungen. Sie ist selbst Start-up Gründerin und Leiterin des Bereiches Ausgründungsförderung der Hochschule der Medien (HdM). Dort ist sie unter anderem als Beraterin des HdM Start-up Centers tätig. Weiterhin ist sie Projektleiterin eines Gründungsprojektes mit der Uni Stuttgart.

„Schon länger ist sichtbar, dass Nachhaltigkeit in den Gründer*innen selbst verankert ist. Sie verknüpfen ihre Idee stärker mit Umweltbewusstsein und Umweltschutz.“

Johanna Kutter

Sie begleitet und berät Start-ups schon seit einiger Zeit und schildert ihre Beobachtung: „Schon länger ist sichtbar, dass Nachhaltigkeit in den Gründer*innen selbst verankert ist. Sie verknüpfen ihre Idee stärker mit Umweltbewusstsein und Umweltschutz.“

Was, wenn ich selbst gründen will?

Eine Möglichkeit zur Unterstützung bietet das HdM Start-up Center. Das ist eine Einrichtung der Hochschule der Medien, in der Studierende und Ehemalige bei Unternehmensgründungen begleitet werden. Beispielsweise auch das Start-up PROSERVATION. Das HdM Startup Center vermittelt Förderprogramme und Gründerstipendien. Jedoch sollte man schon erste Schritte gegangen sein, bevor man nach Finanzierungsunterstützung sucht. Johanna Kutter rät: „Das Vorhaben muss stehen, bevor man nach dem passenden Geldkoffer sucht. Hier gibt es kein: ‘Die Idee ist Müll, raus damit.‘ Genauso wenig, wie ein: ‘Große Klasse! Hier hast du 50.000 € um das umzusetzen!‘“

Und welche Startvorraussetzungen zur Gründung sollte man haben? Johanna Kutter empfiehlt:

Startvorraussetzungen zur Gründung

Johanna Kutter empfiehlt:

  1. Projektidee oder Anknüpfungspunkt: „Man kann sich auch ohne eine eigene Idee zu haben, bei bestehenden Start-up Teams einbringen.“
  2. Stabiles Team: „Ein stabiles Team ist die absolute Basis.“
  3. Gutes Netzwerk: „Viele Fehler lassen sich abfangen, wenn man sich vorher gut informiert.“
  4. Gute Information: „Eine Analyse der eigenen Qualifikation im Vorfeld ist wichtig: Was kann ich für Stärken einbringen? Wo brauche ich Support?“
  5. Nicht lange im Denkmodus verbleiben: „Einfach mal machen. Dann kann sich alles entwickeln.“

Mehr Information zu Beratung und Terminen auf der Webpage des HdM Startup Centers. Weitere Hintergründe zum Thema, sind auf der Seite des Bundesverband Deutsche Start Ups E.V. zu finden. Der Verein vertritt die Interessen von Start-ups gegenüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.