„Nationen sammeln" auf die etwas andere Weise...

Unter den Bettdecken der Welt

Bei manchen passiert es einfach so, manche setzen es sich fest als Ziel: Was es mit dem Sex rund um den Globus auf sich hat.
01. Febr. 2019

„Ich sammle Nationen“ – wenn ein solcher Satz fällt, denken viele, damit sei das Reisen um die Welt gemeint. Wenn man jedoch mit einer bestimmten Gruppe von Globetrottern spricht, liegt das Augenmerk auf etwas ganz anderem: Sex in so vielen Ländern, wie nur möglich. Wie soll das funktionieren? Und warum? Eine 25-jährige Reisende kommentiert.

Um die Welt reisen und Sex haben, viel Sex – das ist das neue Trendziel der sogennanten „Barney Stinson-Traveller“.

Mila (Name geändert) ist keine typische „Barney Stinson-Travellerin, hat aber auch einige sexuelle Erfahrungen rund um die Welt gesammelt. Sie ist 25, studiert zurzeit in Berlin, ist hipster – auch, wenn sie es nicht zugeben möchte –, politisch sehr aktiv, wurde kürzlich auf Tinder blockiert und ist ständig auf dem Sprung. Aber was konnte sie aus ihren „Reisen" mitnehmen und was ist ihr Ziel?

Was genau ist deine „Vorliebe“?

Ich bin nie morgens aufgewacht mit der Idee „Ich möchte mit so vielen Menschen auf der Welt schlafen wie nur möglich.“ Das hat sich einfach ergeben. Ich bin super viel unterwegs und lerne ständig neue Menschen kennen, daher kommen mit den Jahren auch Menschen aus unterschiedlichen Ländern dazu. Irgendwann hatten wir in unserer WG-Küche ein leicht angetrunkenes Gespräch mit Freunden und dabei kam die Frage auf, mit wie vielen unterschiedlichen Nationen wir denn schon mal was hatten. Da habe ich versucht, das mal zusammenzuzählen und kam auf eine bunte Vielfalt, sagen wir es mal so. (lacht)

Wie viele sind es denn mittlerweile?

Ich könnte mal nachschauen... (zückt ihre Liste). Es sind 16 verschiedene Nationen, manche wiederholen sich natürlich.

In welchen Ländern hast du schon gelebt?

Gereist bin ich in mittlerweile über 50 Ländern. Geboren bin ich in einer Stadt in der westlichen Mitte von Deutschland – seitdem bin ich viel herumgekommen und habe auch schon in mehreren Ländern für länger als drei Monate gelebt, zum Beispiel Polen, Frankreich, Israel, Indien oder Ungarn.

Würdest du deine Erfahrungen als „Vorliebe“ oder „Fetisch bezeichnen?

Ich glaube, ich bin einfach insgesamt am Reisen, an anderen Kulturen und deren Lebensart total interessiert, das war schon immer so. Daher finde ich Menschen aus diesen Lebensumständen total interessant und verbringe gern Zeit mit ihnen, habe auch einen sehr internationalen Freundeskreis. Daher kommt es öfter mal vor, dass ich mich in Menschen aus anderen Ländern verliebe.

Mila (Symbolbild) hatte schon mit vielen Ländern das – im wahrsten Sinne des Wortes – Vergnügen. Beispiele sind die „Standardländer“ Europas wie die Nachbarländer Deutschlands, UK usw., aber auch Israel, China oder Neuseeland.

Hast Du beim Sex Unterschiede zwischen den Nationen festgestellt?

Hauptsächlich liegen für mich die Unterschiede eher beim Flirten oder beim Dating. Dinge, die von der Sozialisation der jeweiligen Person abhängig sind. Ein Beispiel aus Osteuropa ist, dass die Männer dort sehr „gentlemanlike“ sind – liegt vermutlich daran, dass dort noch veraltete Rollenbilder existieren. Zum Beispiel halten sie die Tür auf oder nehmen dir sofort die Tasche ab. In Lateinamerika fällt auf, dass sie auf ihre Taten bezogen sehr viel direkter sind, sie dich im Club zum Beispiel einfach antanzen. Nation kann man da allgemein allerdings gar nicht sagen, sondern nur Mensch mit dieser Nationalität. Auch sind die Deutschen sehr sportlich im Vergleich zu anderen Nationen.

Es kann auch sein, dass ich in England nicht unbedingt mit einem Engländer etwas habe, sondern einen Spanier kennenlerne und es sich dann mit diesem ergibt."

Mila, 25

Was man auf jeden Fall als aller erstes merkt, ist die Körperbehaarung: Deutsche Männer sind meist super enthaart, rasieren oder trimmen sich regelmäßig. Das ist nicht überall so.

Die Menschen aus den asiatischen Ländern, die ich kennengelernt habe, sind naja, durchschnittlich etwas anders bestückt, was aber nicht unbedingt bedeutet, dass der Sex schlechter wäre. (lacht) Aus Hong-Kong hatte ich mit zwei Leuten etwas. Aber trotzdem ist das alles nicht repräsentativ, das muss man auf jeden Fall dazu sagen.

Ich treffe mich ja meistens auch nur mit Leuten, die von ihrer Art her ziemlich „europäisiert“ sind und ähnliche Hobbies oder Gemeinsamkeiten haben wie ich.

Michael Berndt ist einer der extremeren „Barney Stinson-Reisenden“. In seinem Buch „100 Länder. 100 Frauen. 100 Räusche“ berichtet der mittlerweile 34-jährige Sachse von seinen Erfahrungen.
Auf seiner Reise traf der Ex-Metzger auf 100 Frauen verschiedenster Nationalität, erlebte Abenteuer und probierte in jedem Land die Drogen der Einheimischen aus.
Mittlerweile ist er zurück in Deutschland und hat eine Frau. Mit dieser ist er zusammengekommen, als er die 100 Länder noch nicht voll hatte und wurde von ihr ermutigt, noch weiterzureisen.

„Für mich gibt es keinen Blowjob ohne Kondom!“

Mila, 25

Hast du Angst vor Geschlechtskrankheiten, wenn du so oft deine Sexualpartner wechselst?

Ich glaube, das hat jeder, der mit mehreren Menschen verkehrt. Ich hatte noch nie eine Geschlechtskrankheit, bin aber auch sehr vorsichtig und strikt. In meinem Freundeskreis bin ich dafür bekannt, dass ich immer alle ermutige, zu verhüten und beim Spaß trotz allem auf sich aufzupassen. (lacht)

Hattest du schon mal Angst, schwanger zu sein?

Ich glaube, das hat jede Frau mal. Es gab aber noch nie einen realistischen Grund dafür.

Woher kam die Person, mit der du den besten Sex deines Lebens hattest?

Deutschland, Israel und Polen. Das lag aber daran, dass das auch meine Exfreunde waren. Da kennt man den Menschen und liebt ihn und da ist der Sex natürlich automatisch besser.

Wie trennst du Sex und Gefühle voneinander?

Es gibt ja Personen, für die körperliche Intimität etwas total Besonderes ist, mit dem sie auch sehr sparsam umgehen. So war ich nie. Ich bin eine super verkuschelte Person. Körperliche Nähe hat für mich nichts mit Beziehung zu tun, eher mit emotionaler Verbindung. Von daher habe ich kein Problem damit, mit Leuten, die ich mag eine körperliche Beziehung aufzubauen. Ich kann auch mit Freunden guten Sex haben.

Wie lernst du im Ausland Leute kennen?

Ich gehe nicht offiziell auf die Suche, ich reise auch mal gern alleine. Tinder hab ich auch schon mal genutzt, aber mein Ziel ist es nicht, unbedingt in jedem Land Sex zu haben – das ist nicht, warum ich reise.

„Ich will nicht in einem Land sein und denken: „Oje, jetzt bin ich nur noch zwei Wochen da und muss mir unbedingt noch jemanden suchen, mit dem ich schlafen kann.“ Wenn es sich zufällig ergibt, gut, wenn nicht, dann nicht.“

Mila, 25

Heiraten und Kinder kriegen oder lieber diesen Lebensstil für immer weiterführen?

Dadurch, dass ich das ja nie plane, sondern dass es sich ja immer einfach so ergibt, kann ich das leider gar nicht sagen – ich möchte auf jeden Fall mal eine Familie gründen. Ich glaube, ich bin jetzt auch das erste mal so richtig angekommen, hier in Berlin – hatte sogar, als ich vor 2-3 Monaten wieder reisen war, das erste mal Heimweh. Ich glaube, Reisen kann auch echt anstrengend sein.

Ist es für dich komisch, während dem Sex nicht in Deiner Muttersprache zu reden?

Ich arbeite auf englisch, rede mit den meisten Leuten auf englisch und es gehört für mich mittlerweile einfach zum Lebensstil. Letztens hatte ich was mit einem aus Deutschland, wo mir aufgefallen ist, dass ich beim Sex plötzlich englische Phrasen verwendete, zum Beispiel „oh my god“ oder sowas. (lacht)

Berlin – Deutschlands Stadt der sexuellen Aufgeschlossenheit.

Suchst du etwas besonderes im Sex mit den Männern?

Ich glaube, jede Person findet es natürlich schön, wenn man merkt, die andere Person mag einen. Allerdings schlafe ich nicht deswegen mit jemandem. Was mir etwas gibt, ist eigentlich Freundschaft. Ich bin sehr selbstsicher mit mir, meinem Körper und meinen Zielen im Leben, sodass ich diese Bestätigung durch Sex nicht brauche.

Kennst du Leute, die im Thema Sex und Ausland auch so offen sind, wie du?

In Berlin falle ich überhaupt nicht auf. Hier hat man das Gefühl, gerade sexuell super viele Freiheiten zu haben. Die Leute sind sehr offen und tolerant. Gruppensex im Club oder ONS jedes Wochenende sind normal. Jeder ist in einer offenen Beziehung oder polyamourös, jeder hat ständig irgendwelche Tinderdates. Das wird hier in Berlin sehr locker gehandhabt, was ich sehr schätze.  Hier kann jeder so sein, wie er ist und niemanden interessiert es - es gibt immer noch verrücktere Menschen, als einen selbst.

Findest du, diesen offenen Umgang mit der eigenen Sexualität sollte es mehr geben?

Ich finde einen offenen Umgang mit der eigenen Sexualität sehr gesund, so lange man natürlich auf die eigene Gesundheit achtet – im Endeffekt muss aber jeder selber entscheiden, womit er sich wohlfühlt.

Danke für das Interview!

Michael Berndts Buch „100 Länder. 100 Frauen. 100 Räusche" gibt es hier.