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Dem Dreck eine Abfuhr erteilen
Herzlich Müllkommen in Stuttgart!

Ob Joghurtbecher, Zigarettenstummel oder Dönerreste: Vor dem Hauptbahnhof findet man fast alles. | Bild: Esther Asshoff

Dem Dreck eine Abfuhr erteilen Herzlich Müllkommen in Stuttgart!

Ob Joghurtbecher, Zigarettenstummel oder Dönerreste: Vor dem Hauptbahnhof findet man fast alles. | Bild: Esther Asshoff
 

08 Dec 2017

Man könnte meinen, Stuttgarts größte Probleme wären der Feinstaub und das Bahnprojekt Stuttgart 21. Bei einem Bummel auf der Prachtstraße der Stadt sind wir aber auf eine viel größere Unannehmlichkeit gestoßen: Stuttgart stinkt.

Esther Asshoff

Crossmedia-Redaktion / Public Relations
seit Sommersemester 2017
GesellschaftFotografieKunst

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Wir Schwaben sind ja für einiges bekannt. Schließlich zählen Spätzle, Maultaschen und Zwiebelrostbraten zur weltbesten Küche. Ebenso berühmt ist unsere Sprache mit ihren kleinen oder auch mal größeren Fauxpas. „Wir können alles. Außer Hochdeutsch." heißt es ja nicht umsonst. Oder Englisch. Lebendes Beispiel hierfür: Günther Oettinger, der seine Fremdsprachenkenntnisse immer wieder aufs Neue bescheiden präsentiert. Sprachlich ähnlich unvorteilhaft wies die große „Let’s Putz“-Aktion in Stuttgart auf eine besondere Stärke der Stadt hin, die heute jedoch etwas verwahrlost scheint: die Sauberkeit. Mit dem Wettbewerb zwischen den Stadtteilen soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass jeder für sein eigenes Umfeld Verantwortung trägt. Denn unsere einst so putzfreudige Kommune ist schon lange kein Vorbild mehr.

Doch was ist aus der Reinlichkeit von uns Viertelesschlotzern und Maultaschenessern geworden? In der Stadt mit Kehrwoche ist alles andere als Sauberkeit die dreckige Realität. Gehören Essensreste, Kaugummiflecken und leere Verpackungen auf der Königstraße denn mittlerweile zum Inventar der Stadt?

Man könnte meinen, die bürgerliche Moral habe sich hier am längsten gehalten, weil jeder „sei Sach’“ beisammenhalten kann. Nicht nur zuhause, sondern eben auch und gerade in der Öffentlichkeit. Aber besonders die Innenstadt Stuttgarts hat sich müllhygienisch beachtlich entfernt von den Vorstellungen, die Graf Eberhard im Bart – sozusagen der Urvater unserer Kehrwoche – im Stadtrecht von 1492 zu Papier bringen ließ:

„Damit die Stadt rein erhalten wird, soll jeder seinen Mist alle Woche hinausführen.“  – Graf Eberhard im Bart

Während unsereins um 4 Uhr morgens noch in den Betten liegt, fangen die Superhelden in Orange von der Abfallwirtschaft (AWS) schon an, die Königstraße zu reinigen  und das reicht oft trotzdem nicht. Mittlerweile hat sogar Oberbürgermeister Fritz Kuhn den Handlungsbedarf erkannt und möchte in knapp 100 neue Stellen für die AWS investieren.

Andere Städte wie Wien, Hamburg oder Berlin sind Stuttgart schließlich um einiges voraus. „Host an Tschick?“, fragt in der österreichischen Hauptstadt alle paar Meter ein Aschenbecher und bedruckte Mülltonnen mit lustigen Aufschriften fördern ein sauberes Stadtbild. Scheint zu klappen, wieso also nicht auch bei uns?

Liebe Bürger und Besucher: Es wäre also zu begrüßen, wenn ihr die Metropole unseres schönen Schwabenländles in Puncto Sauberkeit künftig wieder mehr achten würdet. Denn wie Oettinger bereits sagte: „We are all sitting in one boat.“

Um ihre Geschäfte in der Arnulf-Klett-Passage hat sich auch schon lange niemand mehr gekümmert. | Bild: Esther Asshoff
Fundgrube am Hauptbahnhof. | Bild: Esther Asshoff
Wie viele festgetretene Kaugummis sind auf diesem Bild zu sehen? (Lösung: 209) | Hauptstätter Straße | Bild: Esther Asshoff
Ohne Ballast laufen sich die Treppen auf die Königstraße gleich viel leichter. | Bild: Esther Asshoff
Gelungene Trashparty am Hans-im-Glück-Brunnen. | Bild: Esther Asshoff
Anstatt die Tauben auf der Marienstraße mit Abfall zu versorgen, lieber die Mülltonne nebendran füttern! | Bild: Esther Asshoff
Noch jemand Hunger? | Vaihinger Bahnhof | Bild: Esther Asshoff
Diese Brühe hebt sich jemand wohl noch für später auf. | Parkplatz der Hochschule der Medien (HdM) | Bild: Esther Asshoff
Wocheneinkauf zu verschenken! Abzuholen auf dem Parkplatz der HdM. | Bild: Esther Asshoff