Fehler gehören dazu. Es kommt darauf an, wie man mit diesen umgeht.
"Fehler gehören dazu."

Daniel, du bist mittlerweile 35 Jahre alt. Damit zählst du trotzdem noch zu den eher jüngeren Schiedsrichtern. Wollte der kleine Daniel aus Rastatt schon immer Fußball-Schiedsrichter werden?
Ne, tatsächlich nicht. Ich war allerdings schon immer ein großer Fußballfan.
Das ist schonmal eine gute Grundvoraussetzung.
Ja, definitiv.
Wie bist du überhaupt zum Fußball gekommen?
Mein Vater hat mich schon früh immer zu vielen Bundesligaspielen mitgenommen. Wir haben uns die unterschiedlichsten Stadien in ganz Deutschland angeschaut. Ich fand das total faszinierend, immer wieder neue Spielorte, neue Stadien und verschiedene Atmosphären kennenzulernen. So bin ich dann durch ihn zum Fußball gekommen.
Hast du selbst auch mal gegen den Ball getreten?
Ich habe selbst früh angefangen, Fußball zu spielen. Bin dem auch sehr lange treu geblieben. Mit 13 Jahren wurde ich dann damals bei meinem Heimatverein FC Rastatt 04 angesprochen, ob ich mir nicht vorstellen könnte, die Schiedsrichterausbildung zu machen.
Wie waren da deine ersten Gedanken?
Ich habe gedacht: Ja! Mal eine neue Perspektive kennenlernen, warum denn nicht. Habe dann meinen Schiri-Schein gemacht, ein, zwei Spiele geleitet, das hat mir wirklich unheimlich Spaß gemacht und so bin ich dann auch dabeigeblieben.
In so einem jungen Alter träumt man dann bestimmt auch direkt von der großen Schiedsrichter-Karriere. Wie war dein weiterer Karriereweg bis in den elitären Kreis der Fifa-Schiedsrichter?
Schon mit 16 habe ich angefangen Seniorenspiele zu leiten. Das war schon ein wirklich außergewöhnliches Gefühl, wenn du als 16-Jähriger dastehst und dich gegen 22 Mann, mit 25- oder mit 30-jährigen auf dem Platz durchsetzen musst. Mit 17 habe ich dann das erste Mal in der Herren-Landesliga gepfiffen. Das alles hat mir wirklich sehr viel fürs Leben gegeben. Es war definitiv einprägend für mich in jungen Jahren, schon so eine bedeutende Aufgabe zu haben.
Mittlerweile bist du dann schon fast 20 Jahre Schiedsrichter. Du machst trotz deiner Erfahrung sicher auch immer mal wieder Fehler, was vollkommen menschlich ist. Mir fällt da ein Fehlerbeispiel aus der jüngeren Vergangenheit ein, an dem du direkt beteiligt warst.
Fehler gehören dazu. Es kommt darauf an, wie man mit diesen umgeht. Ich kann mir vorstellen, was jetzt kommt.
Der Platzverweis gegen Nick Woltemade im April 2025, wo du danach auch zugegeben hast, dass es ein klarer Fehler war. Wie gehst du mit solchen Fehlern im Nachhinein um?
Da ist schon wichtig, dass man als Schiedsrichter entsprechend klare Haltung zeigt, was ich dann auch getan habe. Nach solchen strittigen Entscheidungen gibt es meistens Redebedarf bei beiden Mannschaften und den Spielern. In solchen Fällen steht meine Kabinentüre für alle Akteure immer offen und da erkläre ich mich auch gerne.
Ist der Fehler damit für dich abgehakt oder analysierst du solche Fehler tiefgehender?
Natürlich analysiere ich den Fehler und mein Spiel auch immer und schaue dann auf meine Fehlerqualität. Da schaue ich dann auch auf Sachen wie: Wie schwerwiegend war der Fehler? Ist es nachvollziehbar, was ich für eine Entscheidung getroffen habe oder nicht? Warum ist der Fehler passiert? War vielleicht auch mein Stellungsspiel in dem Moment nicht optimal? Das sind so Dinge, die man dann für sich nach dem Spiel abarbeitet, um dann gestärkt daraus hervorzugehen und abzuleiten, was muss ich in Zukunft anders machen, damit mir so ein Fehler nicht noch mal passiert.
Ich gebe immer mein Bestes und dabei ist mir egal, welcher Verein gegen wen spielt.
Bist du da dann auch manchmal enttäuscht von dir oder musst dir selbst eingestehen, dass das keine gute Leistung von dir war?
Klar gibt es Fehler, die krass sind, wo man sagt: Daniel das musst du eigentlich auf jeden Fall sehen. Dann ist es etwas, was noch länger in einem arbeitet. Es gibt allerdings auch Fehler, wo man sagt, den kannst du abhaken, das kannst du einfach nicht sehen. Die kann ich persönlich für mich auch schneller abhaken.
Jetzt kommst du aus Baden und leitest mehr oder weniger regelmäßig Spiele im Schwabenland beim VfB Stuttgart. Das hat ja von vornherein aus Fansicht einen kleinen Beigeschmack. Würdest du dir vom DFB wünschen, dass du für solche brisanten Spiele nicht mehr nominiert wirst?
Ich gebe immer mein Bestes und dabei ist mir egal, welcher Verein gegen wen spielt. Für mich spielt in dem Fall einfach Rot gegen Schwarz oder Blau gegen Grün. Wenn ich eine schlechte Bewertung bekomme, dann ist es auch für mich und meine Karriere hinderlich.
Auf deinem Instagram-Profil sind nach Spielen, in denen du eine kritische Entscheidung zu bewerten hattest, Kommentare wie „Schlechtester Schiedsrichter Deutschlands“ oder „Hoffentlich wird dir die Lizenz entzogen“ zu lesen. Lassen dich solche bösen Kommentare auf Social Media kalt?
Es kommt ganz drauf an. Mit solchen Kommentaren kann ich noch leben. Wenn es Beleidigungen sind oder sogar Bedrohungen, gibt es da eine Kooperation mit der Staatsanwaltschaft in Frankfurt. Da leite ich die Dinge einfach kommentarlos weiter und die werden strafrechtlich verfolgt. Von daher habe ich jetzt keine Angst oder mache mir wahnsinnig Gedanken drüber.
Weg vom Negativen. Du stehst auf dem Platz mit Fußballgrößen wie Thomas Müller, Manuel Neuer oder auch Erling Haaland und Jude Bellingham hast du schon gepfiffen. Musst du dich da manchmal einfach selbst so ein bisschen zwicken und realisieren, dass dir solche Weltstars gegenüberstehen und dir eigentlich gehorchen müssen oder ist das für dich einfach mittlerweile Routine und so ganz normal?
Gehorchen muss man jetzt nicht unbedingt sagen. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe, da überhaupt in diesem Fußballbusiness dabei zu sein. Deswegen passiert das alles für mich schon auf Augenhöhe. So blöd es klingt, aber man gewöhnt sich auch daran. Man ist ja nicht von heute auf morgen in der Bundesliga und hat dann direkt mit den vermeintlichen Stars zu tun. Das ist ein langer Weg. Es baut sich auf, indem man in der Regionalliga, sowie der dritten Liga viele Spieler hat, die schon gestandene Profis sind und schon viele Spiele in der Bundesliga hinter sich haben. Daher gewöhnt man sich wirklich daran und dann ist es irgendwann nichts mehr Besonderes, wenn man da mit solchen Spielern auf dem Platz steht und die Spiele leitet. Daher ist es definitiv kein Heraufschauen auf irgendwelche Spieler aus der Bundesliga.
Stichwort Bundesliga. Dort bist du regelmäßig im Einsatz. Wo siehst du dich denn so in fünf Jahren als Schiedsrichter und was wären so die nächsten logischen Schritte für dich in deiner Schiri-Karriere?
Der nächste Schritt wäre jetzt Europa-League-Partien zu leiten. Klar wäre es ein weit entferntes Ziel, auch mal ein Champions League Spiel zu leiten. Da müssen aber einfach so viele Dinge zusammenpassen. Daher muss ich erstmal den ersten Schritt gehen, bevor ich den zweiten gehen kann. Ich bin gut vorbereitet. Ich freue mich darauf, die Chance irgendwann mal zu bekommen. So lange heißt es einfach, mit guter Leistung auf sich aufmerksam zu machen.