Versicherungen

Versicherungen: Ein Überblick für den Berufseinstieg

Google ist oft der erste Schritt um sich über Versicherungen zu informieren.
03. Dez. 2021
Eine Frage zu Beginn: Wer beschäftigt sich gerne mit Versicherungen? Wer informiert sich gerne stundenlang über Versicherungsklauseln und Tarife? Die Antwort liegt auf der Hand: niemand. Und das, obwohl Versicherungen auch in jungen Jahren schon wichtig sind!

Muss ich mich eigentlich versichern? Welche Versicherungen sind notwendig? Was muss ich beachten? Dr. Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg klärt auf.

Der erste Schritt ist zu überlegen, welchen Versicherungsbedarf man hat. Dafür müssen Lebenssituation, geplanter Verdienst, Lebensrisiken und mögliche Schäden ermittelt werden. Ein Tipp dafür sei laut Grieble die Anwendung des GAU-Prinzips: Man stelle sich die Frage, welches Ereignis welche maximale Schadenshöhe verursachen könne. Dann werde schnell klar, dass beispielsweise eine Berufsunfähigkeit eine höhere finanzielle Belastung sei als ein Handydiebstahl. Versicherungen gibt es für beide Risiken - das GAU-Prinzip hilft jedoch bei der Priorisierung.

Drei Versicherungen im Überblick

Krankheiten oder Unfälle kommen unvorhersehbar und können die Arbeitsfähigkeit mittelfristig oder sogar dauerhaft einschränken. Wer berufsunfähig wird, kann seinen Job nicht mehr ausüben und somit oft kein Geld mehr verdienen. Aufsummiert schneide man sich dann laut Grieble einen Einkommensstrom bis in die Millionenhöhe ab. Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zahlt in solchen Fällen eine monatliche Rente, sodass Miete, Verpflegung und Rechnungen weiterhin bezahlt werden können. Die Tarife hängen unter anderem von der Berufsgruppe, dem Alter und dem Gesundheitszustand ab. Die BU sei laut Grieble somit eine der wichtigsten Versicherungen, die spätestens bei Eintritt ins Berufsleben, gerne aber schon während des Studiums abgeschlossen werden solle. Da dieses Thema komplex sei, warnt er ausdrücklich vor Versicherungen, die man innerhalb von fünf Minuten über das Internet abschließen könne. Man solle sich ausreichend Zeit für Information und Beratung nehmen.

„Die BU ist mit die wichtigste Versicherung, die spätestens bei Eintritt ins Berufsleben, gerne auch schon beim Studium abgeschlossen werden sollte.“

Dr. Peter Grieble

Auch Personen- und Sachschäden, die aus Leichtsinn oder Missgeschick passieren, können hohe Kosten verursachen. Wenn man beispielsweise eine fremde Kamera auf den Boden fallen lässt, muss man privat für den Schaden aufkommen. Deswegen empfiehlt Grieble in jedem Fall eine Privathaftpflichtversicherung. Unverheiratete Personen können sich während Schule, Berufsausbildung und Studium bei den Eltern mitversichern, auch wenn sie nicht mehr im gleichen Haushalt wohnen. Bei manchen Anbietern gilt jedoch eine Altersgrenze von 25 Jahren.

Mit der Krankenversicherung haben die meisten Student*innen bereits Berührungspunkte. Denn während des Studiums gilt in Deutschland eine Versicherungspflicht. Diese ist unabhängig von der Anzahl der Semester und besteht auch während eines Auslands- oder Urlaubssemesters. Die gute Nachricht: Gesetzliche und private Versicherungen bieten Student*innen bis maximal zum 30. Geburtstag vergünstigte Tarife an. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich bis zum 25. Lebensjahr in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung der Eltern oder des Ehepartners beitragsfrei mitzuversichern. Wenn Student*innen einen Nebenjob ausüben, müssen sie allerdings einige Punkte berücksichtigen: Man darf beispielsweise monatlich nicht mehr als 470 € verdienen oder wöchentlich nicht mehr als 20 Stunden arbeiten. Für Semesterferien gilt eine Sonderregelung.

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Im Überblick: Versicherungen für den Berufseinstieg. | Quelle: Charlotte Oehler

Versicherungsvertrieb

Wer eine Versicherung abschließen möchte, hat mehrere Möglichkeiten: Versicherungsvertreter, Versicherungsmakler und Versicherungshonorarberater bieten Tarife an. Eins haben alle gemeinsam: Die Wünsche und Bedürfnisse der Kundschaft haben laut Gesetz im Vordergrund zu stehen. Das wäre laut Grieble vergleichbar mit einer Verkäufer*in, die die Kund*in nach Farbe, Form, Maße und Material des gewünschten Pullovers fragen müsste.

Die Unterschiede der Vertriebsformen lägen laut Grieble in der Interessenvertretung und der Bezahlung. Der Vertreter sei aufseiten des Versicherers, wohingegen der Makler und der Honorarberater gesetzlich reglementiert auf der Seite der Kund*in stehen müssen. Von Provision leben sowohl Vertreter als auch Makler. Einzig der Honorarberater sei provisionsunabhängig.

Die Recherche und das Gespräch mit dem Experten zeigen, wie wichtig das Thema Versicherung ist. Gleichzeitig wird auch deutlich, dass die Unsicherheiten und Wissenslücken von Student*innen nicht unbegründet sind. Denn das Thema ist komplex. Dennoch betont Grieble abschließend erneut, wie wichtig es sei, sich um die eigenen Versicherungsangelegenheiten zu kümmern und auch den Versicherungsabschluss nicht hinauszuzögern.