Nein heißt Nein

Ein falscher Appell

Nach einer Vergwaltigung wird oft das Opfer beschuldigt – das muss aufhören.
19. Dez. 2018

Vielleicht hat sie zu viel getrunken? Oder ihr Rock war zu kurz? Nach einer Vergewaltigung suchen viele einen Grund für die Tat. Dabei liegt dieser auf der Hand: Schuld ist, wer übergriffig wird.

Es ist schon schockierend, wie erneut mit den altbekannten Floskeln um sich geworfen wird. Wie erneut darüber debattiert wird, was die Opfer besser machen könnten. Nachdem in Freiburg während eines Clubbesuches eine 18-Jährige von mutmaßlich acht Männern vergewaltigt wurde, appelliert der Polizeipräsident der Stadt in einem Interview mit dem Spiegel an Frauen: „Macht euch nicht wehrlos mit Alkohol oder Drogen.“ Damit appelliert er an die Falschen. Und reiht sich ein in die lange Reihe derer, die seit Jahren das Problem bei den Opfern suchen, statt bei den Tätern.

Die Polizei will vermeintliche Vergewaltigungsopfer schützen. Das ist verständlich, benötigt aber ein Umdenken. Werden Männer davor gewarnt, nicht zu viel zu trinken, um sich jederzeit wehren zu können? Müssen sich Männer überlegen, ob ihr Outfit zu knapp ist und eventuell falsche Gedanken wecken könnte? Werden Männer von klein auf zu Vorsicht erzogen? Nein. Weil es für sie schlichtweg nicht nötig ist. In den Köpfen der Menschen besteht immer noch ein mittelalterliches Bild. Frauen müssen vorsichtig sein, weil sich Männer nehmen was sie wollen. Doch das ist falsch. Statt Frauen zu Vorsicht sollte man Männern zu Anstand raten. Denn nicht die Art und Weise wie eine Frau sich kleidet, verhält oder bewegt, machen sie zu einem Opfer. Sondern der Mann der entscheidet sie zu vergewaltigen.

Nach wie vor werden sexuelle Übergriffe totgeschwiegen. Nach wie vor werden die Opfer verantwortlich gemacht. Darum muss unsere Gesellschaft umdenken. Denn dass Frauen zukünftig nie wieder Alkohol oder Drogen konsumieren, kann nicht die Lösung sein. Dass Männer den respektvollen Umgang mit Frauen von klein auf lernen, schon.