GENERATIONEN 2 Minuten

Vom traditionellen Hackbraten zur Protein-Pizza?

Auf der linken Seite traditionelle Kochbücher und auf der rechten Seite Proteinpulver und Riegel.
Früher war alles besser ... oder? Die traditionellen Rezepte vs. gesunde Online-Rezeptalternativen. | Quelle: Lu Siegrist
29. Apr. 2025

Früher war alles besser … oder? Ne, nicht immer – aber manchmal. Vielleicht haben aber beide Seiten ihre Vorteile. Ein Generationen-Check der Gen Z und ihrer Eltern, in dem leckere Rezepte entweder traditionell aus dem Kochbuch oder anhand der Nährwertangaben auf Social-Media ausgesucht werden. 

Ein leckerer Marmorkuchen oder saftige Brownies mit Schokostücken… da steigt die Zahl auf meiner Waage, oder? Nee... mein Buddy und täglicher Begleiter namens Instagram sagt da etwas anderes. Mittlerweile überhäuft Insta mich mit Videos über braungebackene „Protein-Quarkbällchen“, „Healthy peanut butter cheesecake“ oder „High-Protein Milchreis zum Abnehmen“. Ein Traum für eine Süß-Fanatikerin wie mich! 

Gehe ich mit meiner Mutter einkaufen, schüttelt sie da nur den Kopf. Im Einkaufswagen liegt teures Proteinpulver, Süßungsmittel und zuckerfreie Schokolade. Verstehen kann sie den Trend nicht. Beim Kochen oder Backen wird ganz klassisch das Kochbuch oder der Ordner mit den ausgedruckten Rezepten aufgeschlagen. Die Suche nach Angaben für Proteine, Fettsäuren und Kalorien? Vergeblich … „Hauptsache es schmeckt!"

Und ganz ehrlich, die Kalorien von einem Hackbraten mit Spätzle und Soße möchte man vermutlich auch gar nicht wissen. 

Essen mit besserem Gewissen?

Samstagabend, der klassische Kochprozess meiner Eltern beginnt mit einer ausgiebigen Abwägung verschiedener Gerichte in dicken, befleckten und zum Teil vergilbten Kochbüchern. Es wird eingekauft, Musik angemacht und gemütlich gekocht. 

Höchst selten, wird auch mal „Chefkoch.de“ nach einem speziellen Wunschgericht gefragt. Für mich, die in der Generation „Alles-Immer-Schneller" lebt: ein unnötiges Prozedere und totale Zeitverschwendung! Mein Fokus liegt auf einem schnellen, gesunden und leckeren Essen. Mit möglichst wenig Aufwand, bitte! 

Zurück zu den Placebo-Süß-Videos auf Instagram: Mit meiner besten Freundin (man muss anmerken – sie ist ebenfalls eine Naschkatze), versuchten wir uns also an den ersten Rezepten. Wenig später lagen wir zufrieden mit vollen Bäuchen auf der Couch. Und sagen wir mal so, das schlechte Gewissen und der Zuckerschock blieben aus. Die Bäuche waren voll – die Geldbeutel aber leer. 

Doch nicht nur Rezepte von süßen Gerichten werden in Massen präsentiert. Gesunde und schnelle Nudelrezepte, kalorienarme Pizzen und Süßkartoffelpommes aus dem Airfryer habe ich mir schon lange in meinem „Online-Rezeptbuch“ gespeichert. So schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe – schnell und gesund. Auch weiß ich genau, wie viel Kalorien, Fette und Zucker in den Mahlzeiten enthalten sind. Wieso ich das wissen muss? Das weiß ich nicht so genau. 

Doch eins muss ich dem „neumodischen Trend" lassen: Es ist eine leckere und vor allem gesunde Alternative! Wir wissen alle, der Industriezucker ist Gift für unsere Körper. Und kleiner Funfact: Protein-Shakes sind nicht nur für die Bodybuilder geeignet – auch nach einer Yoga- oder Cardio-Einheit freuen sich die Muskeln über ein paar Extra-Proteine. 

„Mama, wie geht jetzt nochmal die braune Soße?“

Doch Geschnetzeltes, gefüllte Paprika und Fasnachtsküchle…nach ein paar Wochen fern von der Heimat läuft mir da das Wasser im Mund zusammen. Aber selbst machen? Keine Ahnung wie. Da bin ich auf Mama und Oma angewiesen. Schließlich wissen die, wie es geht. Bin ich also schuld, wenn unsere Familientraditionsrezepte verloren geht? Irgendwie schon. 

Und so langsam merke ich: die Mischung machts. Und auch Mama ist mittlerweile auf den Zug der Social-Media-Rezepte aufgesprungen. Oder sagen wir es so, sie hat sich zumindest ein Zugticket gekauft. Ab und zu erreicht mich ein Reel von ihr mit der Nachricht: „Mäuschen, das müssen wir mal zusammen ausprobieren“. Doch von Proteinpulver und gesunden Nachtischen lässt sie gekonnt die Finger. Ihr Motto: wenn schon, denn schon. Und ich? Ich versuche mich ab und zu an Omas Rezepten. Also an einfachen. Wenn ich Zeit habe. Und Lust. Und großen Hunger. 

Hinweis:

Dieser Beitrag ist Teil des Kolumnenformats „Früher war alles besser … oder?“ Weitere Folgen der Kolumne sind: