Astrologie

Sterne lügen nicht?

Astrologie - viel mehr als nur Sternkonstellationen
02. Dez. 2021
Astrologie gewinnt immer mehr Fans und „Gläubige" für sich, darunter auch - oder gerade - viele junge Menschen. In den sozialen Netzwerken boomen Accounts und Beiträge rund um dieses Thema. Da stellt sich die Frage: Was fasziniert uns Menschen an Astrologie?

„Die Himmelskörper sind die Ursache allen Geschehens in der sublunaren Welt"

Thomas von Aquin

Horoskope, Mondzyklen, Sternenkonstellationen wie rückläufige Planeten oder die Typologie der zwölf Sternzeichen - weder im täglichen Leben noch in den sozialen Netzwerken gibt es ein Vorbeikommen an diesen Themen. Astrologie, also die Deutung der Gestirne und deren Einfluss auf die Menschen, fasziniert seit jeher. „Die Himmelskörper sind die Ursache allen Geschehens in der sublunaren Welt", so der im Mittelalter bedeutende Theologe und Philosoph Thomas von Aquin. Da stellt sich die Frage, was gefällt uns Menschen an der Kunst der Sterndeutung? Wie erklärt es sich, dass wir seit Jahrhunderten Interesse an Astrologie zeigen? Und ist Astrologie Wissenschaft oder Abrakadabra?

Der „Mars-Effekt"

Dabei ist Astrologie keinesfalls ein Phänomen der Neuzeit. Die ersten Aufzeichnungen zu Astrologie stammen aus der Zeit 500 v. Chr. Nichtsdestotrotz findet Astrologie in der Wissenschaft keine Anerkennung. Unzählige haben sich daran versucht, die Astrologie zu erklären. Der wohl bekannteste unter ihnen ist der Franzose Michel Gauquelin (*1928 – †1991). Die Frage, ob astrologische Erkenntnisse statistisch erfassbar seien, ließ ihm keine Ruhe und bereits in seiner Schulzeit war sein Rufname „Nostradamus“, nach dem berühmten Astrologen, der es im Mittelalter mit seinen Prophezeiungen bis an den Hof von Versailles schaffte. Von Beruf Statistiker sammelte Gauquelin bei den Standesämtern unzählige Daten, ganz besonders von Persönlichkeiten, die es in ihrem Beruf zu Erfolg gebracht hatten: Sportler, Wissenschaftler, Künstler oder Schriftsteller... Er entdeckte, dass bei diesen Persönlichkeiten eine auffällige Häufung der Stellung des Mars in ihrem Geburtshoroskop zu beobachten war. Diese Beobachtung ist mittlerweile bekannt als „Mars-Effekt“. Doch aufgrund ihrer geringen Datendichte fand auch diese Studie in der Wissenschaft keinen Zuspruch. Dennoch gab Gauquelin Zeit seines Lebens nicht auf, anhand statistischer Untersuchungen Astrologie beweisen zu wollen und scheiterte wie so viele andere.

Faszination Astrologie

Der Faszination Astrologie tut die fehlende wissenschaftliche Anerkennung jedoch keinen Abbruch. Wie wir alle wissen, hat der Mensch schon immer nach Antworten auf all seine Fragen gesucht. Das ist auch gut so, sonst säßen wir alle wahrscheinlich immer noch in unserer Steinzeithöhle. Immer wenn diese Sehnsucht nach Fakten, Sicherheit und dem Sinn des Lebens verspürt wird, geben die Erkenntnisse der Astrologie Orientierung. „Auf der Suche nach Antworten zu seinen vielen Fragen hat der Mensch schon immer zum Himmelszelte hochgeblickt, und da sein Suchen so belohnt ward, wird er es auch fürderhin thun" so Agrippa von Nettesheim, ein Astrologe im Mittelalter. Die Sterne verraten, warum das Auto ausgerechnet heute kaputt gegangen ist (rückläufiger Merkur! Eine Planetenkonstellation, der nachgesagt wird, dass sie sich negativ auf alles, was mit Kommunikation und Technik zu tun hat, auswirkt) und warum es mit dem letzten Partner nicht geklappt hat (Stier und Wassermann, geerdeter Traditionalist in Kombination mit einem Freigeist, da war das Ende absehbar). Astrologie erklärt mir meine Weltanschauung, die Menschen und die Zusammenhänge darüber hinaus. Die Suche nach dem Rat der Sterne scheint sich in unsicheren Zeiten der Coronapandemie und des Klimawandels zu intensivieren. Astrologie als neue Religion sozusagen? 

„Auf der Suche nach Antworten zu seinen vielen Fragen hat der Mensch schon immer zum Himmelszelte hochgeblickt, und da sein Suchen so belohnt ward, wird er es auch fürderhin thun"

Agrippa von Nettesheim

Ganz so einfach ist es nun aber doch nicht. Zum einen fasziniert die Astrologie durch die Einfachheit der Erklärungen, die sie liefert, zum anderen aber auch durch ihre Komplexität. Diese Komplexität lässt sich am Beispiel Geburtshoroskop veranschaulichen. In dieser einen Sekunde, in der wir das Licht der Welt erblicken, erhält jeder Mensch sein individuelles Geburtshoroskop. Eine Momentaufnahme des Universums, die so nur 1:13 Millionenmal vorkommt. Sie definiert das Sternzeichen, den Aszendent, das Mondzeichen sowie alle Planeten und Häuser. Sozusagen das Puzzle deiner Persönlichkeit. Das Geburtshoroskop beschreibt, wer du bist, wo du herkommst und wohin deine Reise geht, bis du diesen Planeten wieder verlassen wirst. Faszinierend, oder?

Astrologie zum Small-Talk

Ob man nun daran glaubt oder nicht, Astrologie behauptet sich auf jeder Party als beliebtes Small-Talk-Thema: „Ich bin Waage und du?“ „Mein Aszendent ist Skorpion und deiner?“ „Ja, der XY wollte sich einfach nicht binden, er ist ein freiheitsliebender Schütze“, „Also die XY, die ist immer so launisch, heute so, morgen so, typisch Zwillinge, zwei Gesichter“... Die Liste an Beispielen ließe sich noch endlos fortführen und bestimmt hat sich bereits der ein oder andere wiedererkannt. Astrologie muss nicht immer aus komplexen Sternenkonstellationen bestehen, nein, sie darf die Menschen auch erheitern und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Vielleicht ist sie auch deshalb so beliebt?

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