Als Fotos noch etwas Besonderes waren
Der Dokumentarfilm „Talking Pictures“ der Produzent*innen Maxi Marie Häfele, Johannes Kleiber und Franziska Reiss thematisiert den Wertverlust der Fotografie. Durch die Entwicklung von Bildern zur Massenware geraten viele Aufnahmen in Vergessenheit. Erzählt wird die Geschichte zweier Fotografie-Liebhaber*innen aus unterschiedlichen Generationen. Der gelernte Fotograf Gerhard Kleiber ist mit der analogen Fotografie groß geworden: „Mein Leben hat sich immer nur um die Fotografie gedreht“, erinnert er sich. Die junge Hobbyfotografin Anna Krenkel hat 2013 ihre Begeisterung für die analoge Fotografie entdeckt. Ihre Motive zeigen überwiegend ihr nahestehende Personen: „Das sind die Bilder, wo mein Herz immer schneller schlägt, wenn ich sie von Neuem anschaue“, schwärmt Anna.
Der Titel des Films verwirrt erstmal, denn wie sollen Bilder sprechen können? Doch schnell stellt man fest, dass der Name passend ist, da die Dokumentation vor allem aus einer Aneinanderreihung von Fotografien besteht. Was nach einem fragwürdigen Konzept klingt, ist hervorragend umgesetzt. Die Protagonisten erzählen von ihrer Einstellung zur Fotografie, während die Werke der Beiden zu sehen sind. Dadurch bekommt man einen persönlichen Einblick in das Leben der Zwei und fühlt sich mit ihnen verbunden. Kurze Videosequenzen von Anna beim Fotografieren und von Gerhard, der durch alte Fotoalben blättert, verstärken diese Wirkung. Der einzige Spezialeffekt im Film ist ein altmodisches Klicken beim Bildwechsel. Durch diesen werden die Zuschauer*Innen in eine andere Zeit zurückversetzt. Das Audio besteht lediglich aus den Stimmen von Anna und Gerhard. So stehen allein ihre Erzählungen im Mittelpunkt.
Man bekommt durch den Film Lust, selbst eine Kamera in die Hand zu nehmen. Außerdem wird dem Zuschauenden durch den Aufbau des Films und die gute Auswahl der Hauptcharaktere die Bedeutung der analogen Fotografie nähergebracht. Da die Digitalisierung zu einem Wertverlust der Fotografie führt, ist es wichtig, sich an die ursprüngliche Bedeutung zu erinnern. „Denn es ist doch tatsächlich das Gerüst der Erinnerungen, das sich in diesen Bildern feststellen lässt“, meint Gerhard dazu nostalgisch.