Gesellschaft & Identität

Catcalling
„Ekelhaft, objektifiziert, ohnmächtig.“

Für viele Frauen gehört es zum Alltag, mit anzüglichen Bemerkungen von Männern konfrontiert zu werden. | Bild: Celina Gundel

Catcalling „Ekelhaft, objektifiziert, ohnmächtig.“

Für viele Frauen gehört es zum Alltag, mit anzüglichen Bemerkungen von Männern konfrontiert zu werden. | Bild: Celina Gundel
 

05 Feb 2023

Charlotte ist eine von vielen Frauen, die bereits Catcalling erfahren mussten. Für viele Betroffene kann verbale sexualisierte Belästigung langfristige Folgen haben. Was muss sich im Umgang mit dem Problem ändern?

Ilenia Lucisano

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Triggerwarnung: Im folgenden Beitrag wird verbale sexualisierte Belästigung dargestellt, die belastend und retraumatisierend sein kann.

Du hast selber schon Catcalling erlebt und bist auf der Suche nach einer professionellen Anlaufstelle?

Dann schau doch mal hier vorbei: https://www.frauenberatung-fetz.de

Hilfetelefon für Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016

Wie reagiert man am besten auf Catcalling?

(Die Produzent*innen sind mit Charlotte befreundet und kannten sie schon vor dem offiziellen Dreh des Beitrags.)

Charlotte ist nur eine von vielen Betroffenen, die bereits Catcalling erfahren haben. Tabea Konrad vom Frauenberatungs- und Therapiezentrum Stuttgart e.V. erklärt im Video, wie man sich in so einer Situation verhalten sollte. Im Interview spricht sie mit uns darüber, welchen Einfluss Catcalling auf das Leben von Betroffenen haben kann und was sich im Umgang mit dem Problem ändern muss.

Frau Konrad, unter welchen Folgen leiden Opfer von verbaler sexualisierter Gewalt? 

Catcalling kann alle möglichen Folgen auf die Betroffenen haben. Frauen, Trans*-Personen und nonbinäre Menschen erleben besonders oft Catcalling im öffentlichen Raum. Erfahrungen wie diese können zum Beispiel zur Folge haben, dass sie an bestimmten Orten eher Angst haben. So trauen sich die Betroffenen dann nicht mehr, zu jeder Uhrzeit die übliche Route zu gehen und entwickeln oft Unsicherheiten.

Infografik Folgen von Ilenia Lucisano Betroffene können nach einer Catcalling-Erfahrung an vielseitigen körperlichen und mentalen Beschwerden leiden. | Bild: Ilenia Lucisano

Denken Sie, dass eine veränderte Gesetzgebung in Bezug auf Catcalling den Umgang in unserer Gesellschaft verbessern würde?

Catcalling ist in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern nicht strafbar. Körperliche sexuelle Belästigung war bis 2017 in Deutschland auch nicht strafbar. Das war ein ziemlicher Skandal. Wir machen hier in der Beratungsstelle die Erfahrung, dass sich seit der Strafbarkeit etwas im Bewusstsein verändert hat.

Frauen, nonbinäre und Trans*-Personen kommen hierher und wissen genau: “Das war nicht in Ordnung, was mir passiert ist. Der durfte mich nicht belästigen”. Es ist eine Entwicklung der letzten Jahre, dass bei den Betroffenen ein immer größeres Unrechtsbewusstsein entstanden ist - auch in der Gesellschaft insgesamt. Insofern denke ich, dass eine veränderte Gesetzgebung durchaus etwas im Bewusstsein verändert, auch wenn es aufgrund der schwierigen Beweislage gar nicht so viele Verurteilungen geben wird.

Wo ist im Umgang mit Frauen, die verbale sexualisierte Belästigung erfahren haben, Ausbaupotenzial? 

Es wäre gut, noch mehr Prävention zu leisten und die Bewusstseinsbildung zu schärfen, vor allem bei den Belästigern. Das sind meistens Männer. Von klein auf muss wirklich klar gemacht werden, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung ist. Es ist erforderlich, die Folgen zu benennen. Zudem ist es hilfreich, wenn Männer andere Männer darauf hinweisen und sagen: “Hey, das geht nicht. Das ist Belästigung, was du da machst”. Es sollte nicht immer nur den Frauen überlassen werden, das zu benennen.