Startup-Szene Europas

Grüne Gründer

Die beiden Gründer Katharina und Sebastian Boll
24. Mai 2018

Hinter einem Start-Up steht mehr als nur ein moderner Begriff. Die Geschwister Katharina und Sebastian Boll haben aus ihrer Idee die Marke [paper.] entwickelt. Europa spielt für die beiden Gründer und Ihr Produkt eine besondere Rolle.

Der klassische Schreibtisch: chaotisch, Unmengen an Kugelschreibern, kleine unübersichtliche Zettel und mindestens eine Kaffeetasse vom Vortag, die sich mit jedem weiteren Tag ein bisschen mehr nach außen schiebt. Dieses Bild ist Schnee von gestern. Schaut man sich die junge und moderne Gründerszene Europas einmal an, stellt man schnell fest: Das klassische Arbeiten gibt es schon lange nicht mehr.

Ein Blick hinter die Kulissen

Heute arbeitet man mit Flex-Desks. Diese finden junge Gründer in der Factory Berlin. Der Start-Up-Campus bietet kreativen Köpfen auf über 16.000 Quadratmetern einen Platz zum Arbeiten, um ihre Ideen zu optimieren und zu vermarkten. Ein großer Teil der angehenden Unternehmer, der sich zwischen großen, bunten Sitzsäcken, Kaffeemaschinen und modern eingerichteten Räumen platziert, arbeitet an technologie-basierten Unternehmen, da diese meist die größte Erfolgschance haben, auf dem Markt zu bestehen. So ist auch die finanzielle Hilfe Europas, nach Louis Papaemmanuel, Vorstandsmitglied der Organisation EU Startup-Services, nur für Durchbruch-Ideen gedacht. Die Initiative der europäischen Kommission stellt seit 2014 Fördergelder in Höhe von insgesamt 3,6 Millionen Euro bereit. Die innovativsten Einfälle, die sich in einem mehrstufigen Auswahlprozess gegen 8.000 andere durchsetzen, dürfen sich am Ende über eine finanzielle Unterstützung freuen.

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Max erklärt, was sich hinter dem modernen Begriff eines Start-Up-Unternehmens verbirgt. | Quelle: Nele Günther, Vanessa Hafner

Die Idee von Sebastian und Katharina Boll ist weniger technologisch, dafür jedoch nachhaltig und kreativ. Die Geschwister aus Heilbronn haben sich mit ihrem eigens entworfenen Rucksack aus Papier vor zwei Jahren mit der Marke [paper.] selbständig gemacht. „Zwar hatten wir keine europäische finanzielle Unterstützung, aber dennoch tragen die rechtlichen Regelungen der EU zu unserem Erfolg und unserer Reichweite bei“, betont Sebastian.

„Warum nicht in Europa grün sein, wenn man grün sein kann? Deshalb pflanzen wir für jeden verkauften Rucksack einen Baum.“

Die Suche nach einem einzelnen großen Investor habe sich relativ schnell erledigt, da es für kreative Ideen andere Möglichkeiten gebe, erzählt Katharina. Es sei nahezu unmöglich, große Geldgeber zu finden, die in eine nachhaltige Idee investieren: Denn wenn ein Risiko-Investor ein junges Start-Up finanziere, so Papaemmanuel, dann immer mit dem Bewusstsein, dass das Unternehmen auch scheitern und er sein investiertes Geld verlieren könne. Geldgeber wählen daher ihre Investments mit großem Bedacht aus, auch hier sei vonseiten der Investoren das kleinere Risiko bei technologischen Ideen zu betonen.

„Ich bin der Ansicht, dass durch europäische Unterstützung in allen Bereichen mehr bewegt und nachhaltig verändert werden kann. Let's make fashion fair again!“

Über die internationale Crowdfunding-Plattform Kickstarter haben die Geschwister dann eine Alternative zu einem einzelnen Investor gefunden. Mit einem Eigenkapital in Höhe von 3000 Euro haben die Gründer ihren ersten Rucksack in Portugal produzieren lassen. „Mit diesem Prototypen haben wir dann einen Film gedreht, in dem wir unser Produkt erklärt und gezeigt haben. Das ist quasi die Voraussetzung, um mögliche Investoren für sich zu gewinnen“, erklärt die 25-Jährige.

Von der Idee bis zur Produktion entsteht der Rucksack der Marke [paper.] in Europa.

Der Rucksack von Sebastian und Katharina ist nur ein Produkt von vielen der Gründerszene. So ist die Europäische Union für Start-Up-Unternehmer weniger als Investor zu betrachten, sondern mehr als Akteur, der die politischen Voraussetzungen schafft. Denn die gegebenen Gesetze ermöglichen es Gründern aller Art mit ihrem Unternehmen an den Markt zu gehen. Von einem Nonplusultra ist dann zu sprechen, wenn man darüber hinaus mit seiner Idee noch ein europäisches Investment abstaubt.

Auch wenn die Geschwister aus Heilbronn nicht zu diesen Glücklichen gehören, sind die beiden bis heute von der Idee überzeugt, einen Rucksack zu produzieren, der 100 Prozent nachhaltig und made in Europa ist.